Die einen sagen, es geht um Bodenschätze. Die anderen behaupten, es geht um Befreiung. Diejenigen, die tot auf den Straßen von Goma (Demokratische Republik Kongo) liegen, interessiert das nicht mehr. Sie starben in einem Konflikt, der inzwischen mehr als 900 Menschen das Leben gekostet hat.
Bilder aus der Zwei-Millionen-Stadt im äußerten Osten des Landes zeigen, wie Mitarbeiter des Roten Kreuzes die Leichen einsammeln. Die Helfer tragen Schutzanzüge, viele der Toten liegen bereits seit Tagen in der Sonne Afrikas. Nachdem sie die leblosen Körper auf Lastwagen gewuchtet haben, desinfizieren sie ihre Arbeitskleidung. Anschließend fahren sie weiter. Es sind viele Leichen zu bergen.
Wie konnte es kommen zu diesem Massentöten? In einer Gegend, in der Menschen aufgrund ihrer extremen Armut ohnehin jeden Tag aufs Neue ums Überleben kämpfen müssen?
▶︎ Goma ist von selbst ernannten Rebellen der Bewegung 23. März erst angegriffen, dann eingenommen worden. Die gebräuchliche Abkürzung M23 kommt aus dem Französischen: Mouvement du 23-Mars. Berichten der BBC zufolge ist die Gruppe den Tutsi zuzurechnen. Eine Volksgruppe, die in der Demokratischen Republik Kongo die ethnische Minderheit bildet. Glaubt man M23, geht es bei den Kämpfen um Gleichberechtigung und Sicherheit für die eigenen Leute.
Das sieht man bei der Konfliktpartei naturgemäß anders. Hier heißt es, die Miliz wolle sich vor allem an den zahlreichen Bodenschätzen des zentralafrikanischen Landes bereichern. Hinter den Bestrebungen – und somit auch den 900 Toten und rund 3000 Verletzten in Goma – stehe in Wahrheit die Regierung aus dem benachbarten Ruanda. Zahlreiche UN-Experten teilen diese Meinung.
Den Vereinten Nationen zufolge kämpfen rund 4000 ruandische Soldaten aus dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land auf kongolesischem Boden. Gemeinsam mit M23 ist es den Angreifern gelungen, Goma unter ihre Kontrolle zu bringen. Bei den Kämpfen kamen mindestens 17 UN-Blauhelme ums Leben.
Um die Gewalt einzudämmen, wurde kurzfristig ein regionaler Krisengipfel einberufen. Das Treffen findet Freitag und Samstag in Daressalam (Tansania) statt. Kongos Präsident Felix Tshisekedi sowie Ruandas Präsident Paul Kagame haben ihr Kommen zugesagt. Weitere afrikanische Länder wie etwa Kenia und Uganda wollen vermitteln.
Ob der Krisenherd, in dem seit Jahrzehnten auch Kindersoldaten zu den blutigen Auseinandersetzungen gezwungen werden, wirklich befriedet werden kann, bleibt abzuwarten. In den Provinzen Nord- und Süd-Kivu werden einige der seltensten und wertvollsten Metalle abgebaut, etwa Coltan, Gold, Nickel, Kobalt und Kupfer.