Ilza (Polen) – Unterrichtsfach: „Sicherheitserziehung“. In Polen sollen Jugendliche ab 14 Jahren schießen lernen – in der Schule. Eine Konsequenz aus dem Einmarsch von Putins Armee in die Ukraine im Februar 2022.
In Ilza (15.000 Einwohner), südlich von Warschau, schön an einem Fluss gelegen, von einer Burg bewacht, exerzieren auf dem Gummi-Fußballplatz neben dem Gymnasium Jungs in Militäruniformen. Soldaten der polnischen Armee bringen ihnen das Marschieren bei. Sie sind in zwei Sonderklassen, deren Ziel es ist, Nachwuchs für die Armee zu gewinnen.
Im Keller der Schule hat Schießlehrer Pawel Piorun (47) einen Schießstand eingerichtet. Hier sollen Schüler der 8. und 9. Klassen an Standardwaffen der polnischen Armee, „Grot“-Sturmgewehren und „Vis“-Handfeuerwaffen, das Zielen lernen.
Schussgeräusche kommen aus Gaskartuschen und Lautsprechern, die Ziele sind an eine Wand projiziert. Wer auf den Abzug drückt, gibt einen Laserstrahl frei, der eine Kugel imitiert.
Piorun sagt: „Die Schüler der Militärklassen bereiten sich mit dem Schießen auf die Aufnahmeprüfungen der Armee vor. Die anderen Schüler lernen es so.“
„Ich will später Soldatin werden“
Schülerin Maia (15) nimmt sich eine schwere Pistole, sagt: „Ich brauche diesen Unterricht, denn ich will später Soldatin werden.“ Ihr Klassenkamerad Ladak (15) fügt hinzu: „Es ist okay. Das hier muss in jeder Schule gemacht werden. Es ist eine Vorbereitung auf den Krieg.“ Und Kulik (15) sagt: „Vielleicht werde ich diese Fähigkeiten in der Zukunft brauchen. Wir wissen alle nicht, was kommt.“
Tatsächlich haben Putin und seine Propaganda-Minister seit dem Angriff auf die Ukraine immer wieder gedroht, auch weiter nach West-Europa, womöglich sogar bis nach Berlin vorzurücken, um den Einflussbereich der alten Sowjetunion wiederherzustellen.
Viele Polen, deren Land oft geteilt und besetzt wurde, nehmen solche Ansagen sehr ernst. Die „Sicherheitserziehung“ war schon 2023 eingeführt worden, das Schießen mit Laser-, Softair- oder Luftdruckwaffen ist seit September 2024 im ganzen Land obligatorisch. Schulen bauen jetzt nach und nach die Klassen auf, stellen Lehrer ein. Die Regierung begründet es damit, dass ganz Polen wehrhaft sein müsse.
Die fünf Jugendlichen, die ihre Laserschüsse auf die virtuellen Ziele abgeben, sind schon sehr gut geworden, kaum ein Schuss geht daneben. Deutsch-Lehrerin Aneta Grobelska (47) sagt: „Die meisten Schüler wollen das lernen, Noten gibt es dafür aber nicht.“