Es sind brenzlige Tage in Georgien: Nach der gefälschten Parlamentswahl im Oktober eskalieren seit Donnerstagabend Demonstrationen in der Hauptstadt Tiflis.

Regierungschef Irakli Kobachidse (46) von der Russland-treuen Partei „Georgischer Traum“ hatte an dem Tag die EU-Beitrittsgespräche Georgiens vollständig auf Eis gelegt – eine Realität, in der die meist jungen, prowestlichen Demonstranten nicht leben wollen.

Brennende Barrikaden und brutale Einsätze der Polizei prägen das Bild der georgischen Hauptstadt. Die große Angst der Georgier: Marschiert Kreml-Tyrann Wladimir Putin (72) jetzt wieder in ihre Heimat ein?

„Putin braucht gar nicht einmarschieren“

Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, glaubt aktuell nicht daran, dass Putin in Georgien einmarschieren wird.

Solange die Regierungspartei „ihren Anti-EU-Kurs weiterfährt, braucht Putin gar nicht in Georgien einzumarschieren. Mit ihrem allmächtigen Oligarchen Iwanischwilli an der Spitze führt die Partei das Land systematisch weg von der EU und in die geopolitische Isolation, in der Russland und China ihren Einfluss ungestört ausbauen können“, erklärt Roth in BILD.

Bidzina Lebanidze, Dozent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Georgien-Experte, warnt in BILD jedoch: „Georgien ist militärisch sehr verletzlich gegenüber Russland, und russische Okkupationstruppen befinden sich nur wenige Dutzend Kilometer von der Hauptstadt Tiflis entfernt.“

▶︎ Hinzu komme, „dass die aktuellen Proteste in Georgien mit den Euromaidan-Protesten in der Ukraine von 2013 bis 2014 verglichen werden. Dies könnte die Wahrscheinlichkeit eines russischen Eingreifens weiter erhöhen, da wir aus der Vergangenheit wissen, wie der Kreml auf die ukrainischen Proteste reagiert hat.“

Die Krim, sowie die Regionen Donezk und Luhansk wurden damals von Russland annektiert.

Falls es wider Erwarten zu Neuwahlen in Georgien kommen sollte und das Land „auf seinen verfassungsmäßigen europäischen Weg zurückkehrt“, geht Michael Roth davon aus, dass eine russische Aggression nicht auszuschließen sei.

ABER: „Zurzeit fehlen Putin für eine Vollinvasion vermutlich die Truppen, da sie in der Ukraine und auch in Syrien gebunden sind“, so Roth.