75 Minuten saß er auf der Reservebank. Als er eingewechselt wurde, brodelte das Stadion. Die Menschen erhoben sich.

Und als er in der 85. Minute das Tor zum 1:1 schoss, wurde er eine Gestalt aus einem Märchen, wo es Schwäne, Schlösser und Prinzen gibt. Das Stadion tobte.

Was wir erlebten, war Gebrüder Grimm – Hänsel und Gretel, Dornröschen, einen Prinzen als Frosch.

Der gefeuerte Held, der nach 25 Jahren den Verein verlassen muss, hob seine Hände zum Himmel – und alle dachten, der Himmel ist gerecht.

Leider war alles nur das spöttische Lächeln des Schicksals. Trotz Müllers Tor verloren die Bayern 1:2. Also kein Märchen. Müller hat den Bayern nicht den Sieg gebracht. Ich denke, dass es darum nicht geht.

Das Märchen ist: Ein Mann tut seine Pflicht und ist nicht beleidigt. Er ist wie ein Stück Elfenbein. Oder eine Sternschnuppe. Ein Märchen von einem Mann.

Herzlichst,

Ihr Franz Josef Wagner