Nach den tödlichen Angriffen Israels auf die islamistische Hisbollah kündigt Libanon großen Krieg an – und das weit über die Krisenregion hinaus.

Der libanesische Außenminister Abdullah Bou Habib (82) vor dem UN-Sicherheitsrat in New York: „Entweder zwingt dieser Rat Israel, seine Aggression einzustellen oder wir werden stumme Zeugen der großen Explosion sein, die sich heute am Horizont abzeichnet.“

Bevor es zu spät sei, „müssen Sie verstehen, dass diese Explosion weder den Osten noch den Westen verschonen und uns ins dunkle Zeitalter zurückwerfen wird“.

Bou Habib wirft Israel vor, hinter dem Angriff in seinem Land mit explodierenden Pagern und Funkgeräten zu stecken. Der Minister sagte, Tausende Pager seien zur Explosion gebracht worden. Zwischendurch hielt er ein Bild im Rat hoch, das eine blutige Hand mit abgesprengten Fingern zu zeigen schien.

Mindestens 37 Menschen kamen nach libanesischen Behördenangaben bei den Detonationen der manipulierten Geräte ums Leben. Rund 3000 weitere wurden demnach verletzt – darunter nicht nur Hisbollah-Mitglieder, sondern auch Zivilisten wie Kinder.

Israel hat sich bislang nicht öffentlich zu den Angriffen bekannt. Laut US-Medien habe der israelische Geheimdienst die Pager-Attacke jedoch seit 15 Jahren geplant.

Es sei klar, dass Israel sich nicht an das Völkerrecht und das humanitäre Recht halte, so Bou Habib: „Wenn Israel solche Taten begeht, erleben wir nur schüchterne Bekundungen des Bedauerns, die Israel ermutigen, die internationalen Resolutionen zu missachten, von denen seit 1948 keine einzige gegen Israel umgesetzt wurde.“

Israels UN-Botschafter Danny Danon (53) lehnte eine Stellungnahme zu den Explosionen von Kommunikationsgeräten im Libanon ab: „Aber ich kann Ihnen sagen, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um diese Terroristen ins Visier zu nehmen“.

Danon betonte, dass die Hisbollah seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas vor gut einem Jahr mehr als 8000 Raketen auf Israel abgefeuert habe. Dabei seien Dutzende Menschen getötet und Zehntausende vertrieben worden.

Dem libanesischen Außenminister Bou Habib warf er vor, in seiner Rede vor dem Sicherheitsrat den Namen der Hisbollah nicht einmal genannt zu haben.

Danon: „Sie haben einer Terrororganisation erlaubt, einen Staat zu gründen, einen Staat innerhalb Ihres Staates, der Ihr eigenes Volk ins Verderben bringt. Anstatt uns, Ihren friedlichen Nachbarn, die Schuld zu geben, sollten Sie jetzt Maßnahmen ergreifen, um die Hisbollah einzudämmen.“

Er betonte, dass der Libanon und seine Regierung nicht das Problem in dem Konflikt seien. Zusammen könne man eine Lösung finden. Das Problem sei die Hisbollah.

► Der fast tägliche gegenseitige Beschuss zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr hat sich zu einem niedrigschwelligen Krieg entwickelt.

Die Hisbollah ist eine vom Iran finanzierte und ausgebildete Miliz und gilt als starke politische Macht im kurz vor dem Kollaps stehenden Libanon. Sie handelt nach eigener Darstellung aus Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen.