Nur kurz vor seinem Tod, hastig auf drei Seiten Notizpapier, soll Hamas-Chef Yahya Sinwar (†61) die letzten Anweisungen an seine Terror-Kämpfer verfasst haben.
Seine finale Botschaft: die Hamas solle die israelischen Geiseln als Verhandlungskarte behalten und gegen palästinensische Gefangene eintauschen. Sie seien „unser Druckmittel“, schrieb Sinwar, der am 16. Oktober bei einem gezielten israelischen Luftangriff getötet wurde.
Veröffentlicht hat die Zettel die Zeitung „Al Quds“ – eine der führenden palästinensischen Tageszeitungen mit stark palästinensischem Blickwinkel. Israel hat sich bislang nicht zu den Dokumenten geäußert.
Hamas-Chef spricht in Koran-Versen
▶︎ Laut „Al Quds“ sind Sinwars letzte Worte an die Hamas-Kämpfer von religiösen Zitaten durchzogen. Die Notizen beginnen mit einem Koran-Vers: „… Und sie danach entweder aus Gefälligkeit freilassen oder sie freikaufen lassen.“ Gemeint: die Geiseln.
Das Zitat ist ein Auszug aus einem längeren Text, in dem es heißt: „Wenn ihr die Ungläubigen in einer Schlacht trefft, schlagt ihnen die Köpfe ab.“ Und dann: „Nehmt sie als Gefangene, wenn sie besiegt sind. Wenn die Schlacht vorüber ist, könnt ihr sie freilassen, ob mit oder ohne Lösegeld. Dies ist das Gesetz.“
▶︎ In den Anweisungen betont Sinwar die Bedeutung des Schutzes der Geiseln – allerdings kaum aus Mitgefühl: „Achtet auf das Leben der feindlichen Gefangenen und haltet sie, denn sie sind das Druckmittel in unseren Händen.“
Liste mit persönlichen Details aller Geiseln
Angaben, die im kompletten Widerspruch zu den „Gerüchten“ stehen, wonach Sinwar seine Kämpfer dazu angewiesen habe, „ihre Geiseln zu töten“ – falls er sterben sollte. Der israelische Unterhändler Gershon Baskin (68) hatte dies in einem „Telegraph“-Interview berichtet.
Auch in den Aufzeichnungen vermerkt: Namen, Alter und Details aller bekannten Geiseln – geordnet nach Regionen. Unklar ist jedoch, ob es noch weitere Seiten mit anderen Inhalten gibt, die nicht veröffentlicht wurden.
Sinwars Tod könnte Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen um die Geisel-Freilassung bringen: Am Sonntag reist der israelische Geheimdienstchef David Barnea (59) nach Katar, um mit CIA-Chef William Burns (68) und Katars Premierminister über eine Freilassung zu sprechen.
US-Außenminister Antony Blinken (62) zeigte sich vorsichtig optimistisch: Sinwars Tod „erzeugt vielleicht eine Gelegenheit, um tatsächlich voranzukommen und eine Einigung zu beschließen.“