Leider ein Ausfall

Am Ende waren es dann ein paar ausgefallene Flüge, die genügten, um die Veranstalter des Jerusalem International Book Forum aufgeben zu lassen. Das traditionsreiche israelische Treffen der internationalen Literaturbranche findet in diesem Jahr einfach nicht statt. Für Verlegerinnen und Verleger, Agenten, Lektoren aus weiten Teilen der Welt war dieses Forum über viele Jahre ein wesentlicher Teil des Jahreskalenders der Literatur. Ursprünglich als internationale Buchmesse gegründet, unter finanzieller und ideeller Unterstützung der Holtzbrinck-Gruppe, zu der auch die ZEIT gehört, hatte es sich vor einigen Jahren schon in zwei kleinere Events, das Forum und das Literaturfestival, geteilt.

Jeder, mit dem man über den Spirit der früheren Jahre spricht, erzählt begeistert von der Weltoffenheit des literarischen Kosmos und wie er in diesen wenigen Tagen im Mai zu erleben war. Dieses Jahr hagelte es Absagen aus der ganzen Welt. Die Begründungen sind ganz unterschiedlich. Einige finden es unpassend, gemütlich über Bücher zu reden, während nebenan ein brutaler Krieg tobt, einige kommen nicht, um durch ihre Absage gegen Netanjahus Kriegspolitik zu protestieren.

Aber wäre genau für solche Kritik dieses Forum nicht der Ort? Ich selbst war auch eingeladen und hätte auf einem Panel über das Verbannen von Büchern diskutieren sollen. Ich hätte das gern getan. Ich glaube, es wäre kontrovers geworden. Das parallel stattfindende Literaturfestival wurde hingegen nicht abgesagt. Michel Houellebecq wird dort den Preis des Festivals entgegennehmen. Im Vorfeld seiner Reise nach Jerusalem hat er gesagt: „Ich war lange nicht da, und ich glaube, es hat sich viel verändert seit meinem letzten Besuch. Ich möchte verstehen und erfahren – und vor allem: zuhören.“

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