In Niedersachsen wird über einen zusätzlichen Feiertag am Weltfrauentag (8. März) diskutiert, in Sachsen und Sachsen-Anhalt wollen die Linken den Tag der Befreiung (8. Mai) zum Gedenktag ausrufen.

Und das in Zeiten, in denen die Wirtschaft abschmiert! DENN: Während in den Ländern über mehr Feiertage diskutiert wird, schlägt die Wirtschaft Alarm. „Eigentlich gibt es gerade gar nichts zu feiern“, meint Thorsten Alsleben (53), Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, zu BILD.

▶︎ Deutschland befinde sich in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, sagt Alsleben. „Und in kaum einem Land wird weniger pro Person gearbeitet. Wer da zusätzliche Feiertage fordert, lebt im vorigen Jahrhundert.“

Fakt ist: Mit zwölf Feiertagen im Jahr liegen Bayern, Baden-Württemberg und das Saarland an der Spitze (in einzelnen Landkreisen sind es sogar 13, in der Stadt Augsburg 14), sechs Bundesländer haben 11 arbeitsfreie Gedenktage, sieben Länder (u. a. Hessen, Schleswig-Holstein, Berlin) bilden mit 10 Feiertagen das Schlusslicht.

Politiker wollen Feiertags-Obergrenze

Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsen-Metall, schlägt deshalb vor, einen Feiertag zu streichen. „Das wäre das richtige Signal.“ Die Wirtschaft müsse wieder in Schwung gebracht werden. Auch Dänemark habe das so gemacht hat, um die Verteidigung zu finanzieren.

Ein Vorbild auch für Deutschland?

▶︎ Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass ein zusätzlicher Arbeitstag bis zu 8,6 Milliarden Euro mehr Wachstum bringen könnte.

Bremens FDP-Chef Thore Schäck (39) fordert vor allem den Süden zum Verzicht auf: „Es ist nicht zu argumentieren, warum Bayern 12 Feiertage braucht, während andere Bundesländer 10 haben. Gleiches Recht, gleiche Feiertage für alle. Einen Feiertag abzugeben, wird den Bayern nicht wehtun. Was Deutschland helfen würde, wäre eine übergreifende Feiertagsobergrenze.“

Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (50, SPD): „Als Vorsitzender der Tarifgemeinschaft der Länder kann ich sagen, dass Wünsche nach mehr Urlaubs- und Feiertagen zwar individuell verständlich sein mögen, aber bei der aktuellen Wirtschafts- und Fachkräftelage schlicht nicht in die Zeit passen.“

Mittelstands-Chef: „Den Schuss nicht gehört“

Knallharte Worte kommen von Mittelstands-Chef Christoph Ahlhaus: „Wer jetzt Bonus-Chillen durch zusätzliche Feiertage vorschlägt, hat den Schuss nicht gehört und kann demnächst zum ‚Trauerfeiertag Deutsche Wirtschaft’ einladen: an 365 Tagen im Jahr.“ In Deutschland werde bereits 400 Stunden weniger gearbeitet als in anderen europäischen Ländern.

Hintergrund ist, dass SPD und Grüne schon 2022 in ihren Koalitionsvertrag geschrieben haben, einen 11. Feiertag für Niedersachsen zu prüfen. Bei einer Petition von Verdi haben sich mehr als 7000 Unterzeichner für den 8. März (Internationaler Frauentag) ausgesprochen.

Grüne: „Würdigung der Leistung von Frauen“

Grünen-Landeschefin Greta Garlichs (28) zu BILD: „Andere Bundesländer haben bereits mehr Feiertage, ohne wirtschaftliche Einbußen.” Ein zusätzlicher Tag sei nicht nur tragbar, „sondern eine wichtige Würdigung der Leistung von Frauen“.

Der Koalitionspartner gibt sich zurückhaltender. SPD-Fraktionschef Grant Hendrik Tonne (48): „Es gibt grundsätzlich gute Gründe für einen weiteren Feiertag. Die Debatte muss aber auch in die Zeit passen, und gerade stehen andere Themen deutlich im Vordergrund.“