Nach einem der schwersten Angriffe Russlands auf Kyjiw hat der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt, Vitali Klitschko, den Freitag zu einem Tag der Trauer ausgerufen. Mindestens zwölf Menschen sind laut ukrainischen Angaben bei dem Angriff gestorben. Die Militärverwaltung spricht zudem von mehr als 90 Verletzten – darunter sechs Kinder, wie Klitschko mitteilte.
Russland hatte Kyjiw in der Nacht laut ukrainischen Angaben mit insgesamt 215 Drohnen und Raketen angegriffen. Die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt hatte kurz vor Mitternacht den Luftalarm ausgerufen, der bis in die frühen Morgenstunden anhielt. In mehreren Bezirken seien Wohnhäuser und Autos getroffen worden und in Brand geraten, schrieb Klitschko auf Telegram. Ein Wohnhaus sei zerstört worden, unter den Trümmern befänden sich Menschen. „Aus den Trümmern der Ruinen ist das Klingeln von Telefonen zu hören –
die Suche geht weiter, bis wir sicher sind, dass wir alle haben“, hatte
Innenminister Ihor Klymenko der Nachrichtenagentur Unian zufolge am
Nachmittag gesagt.
Tymur Tkatschenko, Chef der Militärverwaltung, sprach von einem „kombinierten“ Angriff mit Drohnen und mutmaßlich ballistischen Raketen. Letztere werden von der ukrainischen Flugabwehr nur selten abgeschossen. Die Luftwaffe gab an, insgesamt 48 Raketen und 64 Drohnen abgefangen und zerstört zu haben. 68 Drohnen seien durch elektronische Störmanöver umgeleitet worden.
Präsident Wolodymyr Selenskyj verkürzte wegen
der Angriffe seinen Besuch in Südafrika, wie er auf Telegram
mitteilte. Der ukrainische Präsident wertete die Angriffe auf Kyjiw als Teil einer russischen Kampagne, um Druck auf die USA auszuüben. Er sehe wiederum keine Anzeichen dafür, dass die US-Regierung derzeit großen Druck auf Russland ausübe, um Frieden zu erzielen.
Deutliche Kritik von Donald Trump
US-Präsident Donald Trump kritisierte seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin ungewöhnlich deutlich für die Angriffe. „Wladimir, STOPP!“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die Attacken seien unnötig und kämen zu einem schlechten Zeitpunkt. „5.000 Soldaten pro Woche sterben. Lasst uns den Friedensdeal unter Dach und Fach bringen.“
Auch der französische Präsident Emmanuel Macron sowie die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas verurteilten Russlands Angriffe entschieden. Man könne von Selenskyj nicht erwarten, dass er Waffenstillstandsbedingungen akzeptiere, während die Hauptstadt Kyjiw bombardiert werde, sagte Macron bei einem Besuch in Madagaskar. Kallas sagte bei Bluesky: „Das ist kein Streben nach Frieden, sondern eine Verhöhnung dessen.“
Ukrainische Medien berichteten auch von russischen Luftschlägen in anderen Teilen des Landes. So teilte der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, in der Nacht auf Telegram mit, seine Stadt sei ebenfalls aus der Luft angegriffen worden.