Die Tourismusbranche steckt in einer Dauerkrise – nicht nur wegen Corona oder fehlender Fachkräfte. Auch beim Thema Gehalt hat sich lange nichts bewegt. Jetzt macht die Gewerkschaft Verdi Druck: Sie fordert eine Lohnerhöhung von 19,5 Prozent – mindestens aber 550 Euro mehr im Monat. Die Erhöhung soll ab Januar 2025 für ein Jahr gelten.

Hintergrund der Forderung: Die Einkommen in Reisebüros und bei Reiseveranstaltern gelten seit Jahren als niedrig. Viele Beschäftigte sind gut ausgebildet, verdienen aber im Vergleich zu anderen Branchen deutlich weniger. Das wirkt sich auf die Personaldecke aus: Immer mehr Fachkräfte verlassen die Branche – und finden anderswo besser bezahlte Jobs.

Besonders betroffen ist der stationäre Vertrieb. Wer neu in einem Reisebüro anfängt, bekommt laut aktuellem Tarifvertrag gerade einmal 2142 Euro brutto im Monat. Selbst in Leitungsfunktionen steigen die Gehälter kaum: Büroleiter verdienen zum Einstieg rund 2730 Euro. Und auch nach acht Jahren im Beruf liegen die Top-Verdiener der Branche laut Branchendienst fvw bei nur etwa 4100 Euro brutto.

Ein Problem: Seit 2018 gab es keine neue Tarifeinigung zwischen Verdi und der DRV-Tarifgemeinschaft – dem Arbeitgeberverband der Reisebranche. Die Pandemie hatte die Gespräche zum Erliegen gebracht. Erst jetzt wird wieder verhandelt. Doch die Positionen liegen weit auseinander.

Die Arbeitgeberseite schlägt eine Gehaltserhöhung in zwei Stufen vor – insgesamt sieben Prozent. Das ist aus Sicht von Verdi viel zu wenig. Die Gewerkschaft verweist auf den Verlust an Kaufkraft: Seit 2020 seien die Reallöhne um mehr als 20 Prozent gesunken.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 29. April angesetzt. Ein Durchbruch ist offen – doch der Druck steigt.