Er ist nicht immer auf Parteilinie: Das hat BaWü-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (76, Grüne) am Mittwoch bei Sandra Maischberger wieder unter Beweis gestellt. Dabei ging er mit seiner Partei, Wirtschaftsminister Robert Habeck und auch seinem früheren Ich hart ins Gericht.

Zunächst ging es um Habecks „Küchentischgespräche“. In einem der Wahlwerbespots besucht Habeck eine alte Dame in einem Pflegeheim. Bei der Begrüßung fragt die Tochter der 96-jährigen Bewohnerin den Minister: „Wir wollten fragen, ob wir Du sagen dürfen?“ Habecks Antwort „Selbstverständlich können Sie das!“ Dann stellte er sich auch gleich vor: „Robert.“

Die Mutter zum Schluss sichtlich beglückt: „Das war ein sehr, sehr nettes Gespräch, und sie hätte gerne viel länger mit Herrn Habeck gesprochen. Oder mit Robert, sie sind ja jetzt per Du.“

Maischbergers Frage an Kretschmann: „Ist das für Sie in Ordnung, so einen Spot zu machen?“ Kretschmann: „Jeder hat seinen Stil und macht das, wie er es für richtig hält. Ich hätte es so jetzt nicht gemacht.“

Kretschmann kritisiert grüne Asylpolitik

Strenger ging der Grüne mit der Politik seiner Parteifreunde um.

Über die Migrationskrise: „Ich glaube, da waren wir nicht klar genug. Es gibt kein Recht auf Freizügigkeit in der ganzen Welt. Man kann nicht einfach hin, wo man will!“

Über Habecks Abschaffung der E-Auto-Kaufprämie über Nacht: „Das war sicher nicht weitsichtig. Das wird auch niemand behaupten.“

Über das Ampel-Aus: „Die Bundesregierung hatte einen verfassungswidrigen Haushalt, und das war der Anfang von ihrem Niedergang. Sie musste Knall auf Fall Dinge machen, die man nicht Knall auf Fall machen darf.“

Die Welt retten? „Da überfordert man sich“

Aber auch für die CDU hat Kretschmann noch Kritik übrig. Deren Forderungen nach einer raschen Rückkehr syrischer Flüchtlinge in die Heimat lehnt er ab: „Gleich am nächsten Tag irgendwelche Maßnahmen zu machen, das finde ich nicht in Ordnung.“

Für die Nachwuchsgeneration der Grünen hat der 76-jährige Landesvater einen Rat: „Wenn man denkt, man muss die Welt retten – was ich als junge Grüner dachte – davon muss man Abstand nehmen. Da überfordert man sich.“