Es gibt mehr als 1,137 Millionen Menschen mit HIV, jährlich werden zwischen 70.000 und 100.000 neue Infektionen registriert – und das sind nur die offiziellen Zahlen. Doch selbst die reichen, um die ansteckende Krankheit als Epidemie einzustufen.
Aber Fakten, seien sie noch so bedrohlich, irritieren den Kreml nicht. Die Ideologie muss durchgesetzt werden und so ist es nur logisch, dass Russland jetzt die Aids-Stiftung von Weltstar Elton John zur unerwünschten Organisation erklärt.
Die absurde Begründung: Sie verhalte sich negativ gegenüber einer Politik, die „traditionelle geistig-moralische Werte verteidigt“, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Moskau mit. Die Einstufung als unerwünschte Organisation kommt in Russland einem Verbot gleich.
Und wie immer wird dieses Verbot mit angeblicher Propaganda gegen Russland begründet. Ziel der Stiftung sei zwar die Unterstützung von Vereinigungen zur Aids-Prävention und -Bekämpfung, heißt es in der Begründung der Generalstaatsanwaltschaft. „Aber in größerem Maß sind sie konzentriert auf die Propaganda nicht traditioneller sexueller Beziehungen, westlicher Familienmodelle und Geschlechtsumwandlungen.“
Seit dem Beginn der „militärischen Spezialoperation“ – wie der Angriffskrieg gegen die Ukraine in Russland offiziell genannt wird – beteilige sich die Stiftung an einer Kampagne des Westens zur Verunglimpfung Russlands, hieß es weiter.
► Dabei widmet sich die „Elton John Aids Foundation“ seit Jahrzehnten dem Kampf gegen HIV und Aids weltweit. Sie unterstützt nach eigenen Angaben seit mehr als 20 Jahren auch Partner in der Ukraine. Seit Beginn des Angriffskriegs 2022 stellte sie mehr als vier Millionen US-Dollar zur Verfügung.
Zum Vergleich: Das Robert-Koch-Institut schätzte die Zahl in Deutschland zuletzt auf 96.700 Menschen. Kriminalisierung und Diskriminierung gefährdeter Gruppen machen Prävention und den Kampf gegen Aids in Russland schwer.