Moskau wendet sich von Assad ab! Nur mit Russlands Hilfe konnte der syrische Präsident sein Volk über Jahre unterjochen, nach dem Aufstand 2011 machte die russische Luftwaffe ganze Städte dem Erdboden gleich – nun fällt der Kreml seinem Schützling brüsk in den Rücken.

Außenminister Sergej Lawrow (74) erklärte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, dass der rasche Machtwechsel in Syrien vor etwa drei Wochen auch auf die Unfähigkeit Baschar al-Assads zurückzuführen sei. Er habe es nicht geschafft, die sozialen Missstände im Land zu lösen.

► „Einer der Gründe für die Krise war die Unfähigkeit der damaligen Regierung, während des langjährigen Bürgerkriegs die grundlegenden Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen“, erklärte Lawrow.

Lawrow: Erwartungen der Syrer nicht erfüllt

Russland hatte neben dem Iran bis zu Assads Sturz am 8. Dezember als Schutzmacht des syrischen Regimes fungiert – und stellt es so dar, als habe die Bombardierung von Regime-Gegnern allein dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus gedient.

► Lawrow erklärte, die Syrer hätten trotz der (auch dank der russischen Luftwaffe) erzielten Erfolge keine Verbesserung ihrer Lebensumstände erlebt. Dafür trügen die USA eine erhebliche Verantwortung: Sie hätten eine rohstoffreiche Region im Nordosten des Landes besetzt und durch Sanktionen zusätzlichen Druck auf die syrische Regierung ausgeübt.

Der überraschend schnelle Vormarsch islamistischer Rebellen hatte sowohl Assad als auch den Kreml überrascht. Als die Rebellen Damaskus einnahmen, wurde Assad nach Moskau evakuiert und ins Exil gebracht.

Kreml-Herrscher Wladimir Putin (72) hält jedoch an der Lesart fest, dass die Entmachtung Assads nicht als Rückschlag für Russlands militärisches Engagement in Syrien seit 2015 zu werten sei.

300 Assad-Anhänger festgenommen

► Indes haben die neuen Machthaber in Syrien nach Angaben von Aktivisten bei einem Einsatz fast 300 Assad-Anhänger festgenommen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, dass die Festnahmen während eines seit Donnerstag anhaltenden Einsatzes in und um die Hauptstadt Damaskus sowie in weiteren Landesteilen erfolgt seien.

Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete Festnahmen von „Assad-Milizionären“ in mehreren Provinzen. Dabei seien Waffen und Munition sichergestellt worden.