Die große Migrations-Wende war DAS Thema beim spätabendlichen Talk von Markus Lanz in der Nacht zum Donnerstag (die Sendung wurde bereits am Dienstag aufgezeichnet, noch vor Abschluss der Koalitions-Gespräche).

Die Protagonisten: CDU-Bundesvorstandsmitglied und Kohl-Enkel Johannes Volkmann (28) und Juso-Chef Philipp Türmer (29, SPD). Der sollte im Verlauf der Sendung mit einer brisanten Idee für mächtig Kopfschütteln bei seinen Gesprächspartnern sorgen.

Was war passiert? Zunächst setzte Volkmann zu einer deutlichen Kritik an der Migrations-Politik der vergangenen Jahre an. Viele Deutsche, so auch er, würden sich ein Land zurückwünschen, „in dem Weihnachtsmärkte nicht unter Polizeischutz stehen und Karneval wegen Sicherheitskosten abgesagt wird“.

Zwar hätte die illegale Migration nicht ausschließlich etwas mit der Verschlechterung der öffentlichen Sicherheit zu tun, aber es wäre „unehrlich so zu tun, als bestünde kein Zusammenhang“ damit.

Das sollte genügen, um den Juso-Chef gegen sich aufzubringen. Volkmanns Forderung, Zurückweisungen an den Außengrenzen vorzunehmen, sind für Türmer „ohne Moral“.

Dann sein merkwürdiger Vorschlag: Vorbild für eine Migrations-Politik, die die „Kommunen nicht überfordert“, sollte stattdessen das Afghanistan-Programm der Bundesregierung sein.

Hintergrund: Über das sog. Sonderaufnahme-Programm fliegt die Bundesregierung regelmäßig Afghanen nach Deutschland ein – darunter auch sogenannte Ortskräfte. Die neue Bundesregierung will das beenden.

Lanz traute seinen Ohren nicht: „Glauben Sie, wenn wir zusätzlich Leute einfliegen, versucht niemand mehr, illegal einzureisen?“ Türmer musste zurückrudern. Es handele sich bei der Idee nur um „eine Antwort“. Außerdem müsse das Entwicklungsministerium mehr vor Ort helfen, u. a. „ehrliches Erwartungsmanagement“ betreiben.

Volkmann ließ sich den Punkt trotzdem nicht nehmen: „Die Kurzzusammenfassung ist: Ihr möchtet illegale Migration nicht beenden, sondern bloß legalisieren.“ Das ändere nichts an der Belastung der Kommunen. Schachmatt!

Auch Lanz war einigermaßen verwundert über die kühnen Ideen des SPD-Politikers: „Wir wollen doch uns nicht ernsthaft einreden, dass das jetzige System gut funktioniert“.

Volkmann nimmt Merz gegen Schuldenkritik in Schutz

Zuvor ging es in der Sendung um die Lockerung der Schuldenbremse, die die künftige schwarz-rote Bundesregierung Ende März beschlossen hatte. Immer wieder musste Volkmann CDU-Parteichef Friedrich Merz (69) gegen die Behauptung des ZDF-Talkers in Schutz nehmen, er habe mit seiner Schuldenkehrtwende die Wähler getäuscht.

Seine Argumentation: Auch europäische Länder hätten weitgreifende Entscheidungen wegen der erratischen Aussagen von US-Präsident Donald Trump (78) getroffen: „Warum forderte Polens Ministerpräsident eigene Atomwaffen in derselben Woche, als das Sondervermögen beschlossen wurde? Und nicht sechs Wochen vorher?“

Mit der Grundgesetzänderung durch den alten Bundestag hätte Merz das kleine Zeitfenster nach der Wahl genutzt, um mehr Geld für Verteidigung zu sichern – und nicht auf die Stimmen von AfD und Linkspartei angewiesen sein zu müssen.