Mit seinem Ex-Klub FC Liverpool erreichte Jürgen Klopp als Trainer in der vergangenen Saison knapp 12 Milliarden Views bei Fans über Social Media. In der Zeit verkaufte sein neuer Arbeitgeber Red Bull über 12 Milliarden Dosen Energy-Drink.
Am Mittwoch hatte der Getränke-Konzern Klopp als neuen Fußball-Chef verpflichtet. Als „Head of Global Soccer“ mit einem Vertrag bis 2030. Ab 1. Januar ist er Boss eines riesigen Mammut-Projektes mit Klubs auf vier Kontinenten.
★ RB Leipzig, aktuell Platz zwei in der Bundesliga. 99 Prozent der Anteile sind in Red-Bull-Besitz.
★ RB Salzburg, Vizemeister in Österreich. Ehemals zu 100 Prozent Besitzer, ist Red Bull aus taktischen Gründen mittlerweile nur noch Sponsor.
★ Am englischen Zweitligisten Leeds United halten die Bullen mehr als zehn Prozent.
★ Die Red Bulls New York in der amerikanischen Major League Soccer gehören zu 100 Prozent dem Brause-Giganten.
★ Für Red Bull Bragantino, brasilianischer Erstligist, gilt dasselbe.
★ Ebenso für Omiya Ardija, die in der dritten japanischen Liga spielen.
★ Geplant ist zudem, dass Red Bull auch am französischen Zweitligisten Paris FC zehn Prozent erwerben wird.
Klopps Klubs beschäftigen 200 Profis
Klubs mit insgesamt über 200 Profis unter Vertrag. Und noch mehr Fußball-Trainern!
Klopp sagt: „Nach fast 25 Jahren an der Seitenlinie könnte ich nicht aufgeregter sein, mich an einem Projekt wie diesem zu beteiligen.“
Seine Aufgabe: Er soll in einer Mischung aus Berater, Analytiker und Stratege die Entwicklung der Klubs im Auge haben. Klopp soll sich nicht ins Tagesgeschäft einmischen. Sondern hinter den Kulissen wirken. So wie ein anderer Liverpool-Trainer zuvor.
Bis zu seinem Tod im Dezember 2020 war Gerard Houllier (†73) als „Global Sports Director“ im Red-Bull-Kosmos angestellt. Der Ex-Trainer, der mit Liverpool 2001 den Uefa-Cup-Sieg und den englischen Pokal holte, war bestens vernetzt und spülte immer wieder Talente in den Red-Bull-Kosmos.
So überzeugte Houllier 2015 Dayot Upamecano (27/jetzt FC Bayern) vom Wechsel nach Salzburg und später nach Leipzig. Auch bei Naby Keita (29/Bremen) hatte Houllier den entscheidenden Part bei den Verhandlungen, als der 2014 ins Brause-Imperium wechselte – und später nach Liverpool.
Auch Klopp soll bei kniffligen Gesprächen mit jungen Spielern mit am Tisch sitzen, seine Expertise abgeben – und mit seiner „Menschenfänger-Art“ Talente bewegen, in den Red-Bull-Kosmos einzutauchen.
Deshalb sagt er auch: „Ich sehe meine Rolle in erster Linie als Mentor für die Trainer und das Management der Red-Bull-Klubs, aber letztendlich bin ich Teil einer Organisation, die einzigartig, innovativ und zukunftsorientiert ist.“
Neben Spielern soll Klopp auch die Trainer der Klubs weiterentwickeln. Roh-Diamanten, die später in den Klubs als Cheftrainer arbeiten können. Gut: Die wichtigsten Bosse auf den Red-Bull-Bänken kennt er bereits. Und ist sogar teilweise mit ihnen befreundet.
Leipzigs Marco Rose spielte schon unter Klopp
► Marco Rose (48) von RB Leipzig kennt Klopp schon seit über 20 Jahren. Rose spielte sechs Jahre lang unter Klopp bei Mainz 05, sie haben auch noch nach Roses Profikarriere ein gutes Verhältnis. Die beiden schreiben sich regelmäßig.
► New Yorks Coach Sandro Schwarz (45) spielte Anfang der 2000er unter Klopp bei Mainz, die beiden haben auch nach ihrer gemeinsamen Zeit ein freundschaftliches Verhältnis.
► Salzburg-Trainer Pepijn Lijnders (41) ist seit diesem Sommer beim Ösi-Klub aktiv. Zuvor war Lijnders insgesamt neun Jahre lang Co-Trainer von Klopp in Liverpool.
Allerdings: Klopp darf wegen der Uefa-Auflagen zur Entflechtung zwischen Leipzig und Salzburg nicht offiziell für die Ösis tätig sein – wird aber dennoch ein Auge draufhaben.
Klopp will zudem mit den Zuständigen vor Ort Talente entwickeln, „indem wir das Spitzenwissen und die Erfahrung, die Red Bull besitzt, nutzen und von anderen Sportarten und Branchen lernen“.
Neben Fußballmannschaften und zwei Formel-1-Teams sponsert Red Bull auch u.a. einen Eishockey-Klub, einen Rad-Rennstall, ein Moto-GP-Team, mehrere E-Sport-Teams und Extrem-Sportler. Die Sponsoring-Zahlungen überstiegen 2023 erstmals die Marke von einer Milliarde Euro.
Klopp kann in seinem Imperium in jeder Hinsicht aus dem Vollen schöpfen.