Jetzt aber dalli! Kaum schickt die Union CDU-Chef Friedrich Merz (68) als Kanzlerkandidaten in den Ring, erhöht Lars Klingbeil (46) den Druck auf Titelverteidiger Olaf Scholz (66).

Bei Markus Lanz (55) sagte der SPD-Chef jetzt: „Ich weiß, was wir in den 12, 13 Monaten bis zur Bundestagswahl zu tun haben. Ich bin ja nicht blind. Ich weiß, was Aufgabe des SPD-Vorsitzenden, des Bundeskanzlers, der gesamten SPD-Führung ist!“

Klingbeils große Sorge: „Es gehört bei jeder Volkspartei dazu, dass es kritische Debatten gibt. Wenn ich auf die Werte gucke, die wir haben, wenn ich auf die persönlichen Werte von Olaf Scholz gucke, dann kann ich mir auch erklären, warum solche Debatten jetzt gerade entstehen!“

„Ich habe die Überzeugung, dass man Wahlsiege organisieren kann“, erklärte der SPD-Chef dazu. „Das ist jetzt die Verpflichtung, die ich als Parteivorsitzender habe. Da habe ich eine Erwartung an alle, die mithelfen.“

Und dann, in ungewohnter Strenge: „Da habe ich auch eine Erwartung an den Bundeskanzler! Dass man jetzt mit einer anderen Performance, mit einer Klarheit bei Themen, mit dem Raus aus der Moderationsrolle zeigt, dass wir die Wahl gewinnen wollen! In zwölf Monaten kann man Umfragen drehen!“

„Das ist ja ein interessanter Satz: Ich erwarte da eine ganz andere Performance“, staunte Lanz. „Das heißt, Sie machen Ihrem Kanzler eine klare Ansage!“

Da aber arbeitete sich Klingbeil doch lieber an der FDP ab: „Das Erste, was mir heute Morgen als Medienwahrnehmung entgegensprang“, beschwerte er sich, „war ein Tweet vom liberalen Koalitionspartner, wie man jetzt die Mittel aus der Intel-Verzögerung verwenden könnte (11 Milliarden Euro, d.Red.). So was klärt man doch nicht über Twitter!“

„Es ist viel zu viel Streit gewesen“, schimpfte der SPD-Chef. „Das habe ich jetzt auch öffentlich zigmal kritisiert. Da hätte ich mir eine andere Performance gewünscht.“

Klingbeils Forderung: „Die SPD, die SPD-Führung, der Bundeskanzler müssen ausstrahlen: Wir kämpfen um jeden Industriearbeitsplatz in diesem Land. Das ist etwas anderes, als wenn ich sage, ich moderiere. Ich kämpfe um etwas!“

Bei VW etwa gehe es jetzt um Fördergelder für Elektroautos und mehr Ladestationen. Klingbeil: „Sowohl Entlassungen als auch Werkschließungen müssen jetzt mit aller Kraft verhindert werden!“

„Warum hat dann kein Autogipfel im Kanzleramt stattgefunden?“, wunderte sich „Tagesspiegel“-Journalist Daniel Friedrich Sturm (51). „Das ist sehr symptomatisch für das Regierungshandeln von Olaf Scholz: Es ist immer ein Abwarten, ein Zaudern, ein Zögern!“

Politologin Jana Puglierin (46) ging noch weiter: „Ich habe den Eindruck, dass man das Projekt Ampel aufgegeben hat“, vermutete die Expertin. „Dass man nicht in die Wiederwahl als Ampel geht, sondern dass alle Ampel-Parteien auf sich allein gestellt sind und es in die Koalition gar nicht mehr konstruktiv vorangehen kann.“