Die Intendantenwahl beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) ist vorerst gescheitert. Die einzige Kandidatin, die frühere Bertelsmann-Managerin Sandra Harzer-Kux (52), kam nicht auf die erforderliche Mehrheit.

Die 52-Jährige hätte 34 Ja-Stimmen benötigt. Es stimmten aber nur 30 Rundfunkräte mit Ja. Zudem gab es 14 Neinstimmen und 6 Enthaltungen. Binnen eines Monats kann der Verwaltungsrat erneut einen Personalvorschlag unterbreiten.

Harzer-Kux sollte auf Intendant Joachim Knuth folgen. Der 65-Jährige hatte einen vorzeitigen Übergang zum 1. September angeboten. Knuth ist seit Januar 2020 Intendant des drittgrößten ARD-Senders. Sein Vertrag läuft regulär bis Mitte Januar 2026.

Harzer-Kux kommt aus dem Bertelsmann-Kosmos und galt als Überraschung für die NDR-Topposition. Im öffentlichen Diskurs war der Name Sandra Harzer-Kux nicht auf dem Zettel. Die Medienmanagerin war im Marketing-Bereich geschäftsführend tätig und bringt zudem Erfahrung unter anderem bei Bewegtbild und Audio mit.

Hört man sich in der Medienbranche um, bekommt man unterschiedliche Antworten. Harzer-Kux gilt als gut vernetzt. Für andere ist die 52-Jährige ein unbeschriebenes Blatt.

Fragt man ihren bisherigen Arbeitgeber, gibt es Lob. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Das würde mich für die Kollegin sehr freuen. Sie hat einen exzellenten Job gemacht. Ich halte sie für sehr geeignet.“

Baustellen gibt beim NDR:

▶︎ Sparen, sparen, sparen: Der Streit mit den Bundesländern um die Höhe des Rundfunkbeitrags betrifft auch den NDR mit rund 5000 festen und freischaffenden Mitarbeitern. Zur Finanzierung des Senders kamen im Jahr 2023 rund 1,1 Milliarden Euro Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag zusammen.

Wirtschaftspläne müssen in unsicheren Zeiten aufgestellt werden – ohne zu wissen, wie sich der Rundfunkbeitrag entwickeln wird. Eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht aus.

Nicht unwichtig: Der Senderchef muss wegen seines großen Sendegebiets Kontakt zu gleich mehreren Landesregierungen im Norden halten, um auch dort für die Belange des Rundfunks zu kämpfen.

▶︎ Unternehmenskultur: Der NDR hatte in den vergangenen Jahren mit unterschiedlich gelagerter Kritik an der Unternehmenskultur und an Führungskräften zu tun. Es gab personelle Wechsel. Der Sender ließ von extern eine Art Kaleidoskop erstellen, wie es um die Stimmung im NDR bestellt ist – und will nachsteuern.