Als aktiver Politiker war Joschka Fischer nun wirklich kein Freund der Union. Das hat sich jetzt aber offenbar fundamental geändert – Grünen-Legende Fischer lässt derzeit kaum einen öffentlichen Auftritt verstreichen, ohne sich massiv für den Noch-Nicht-Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ins Zeug zu legen. Und seine Wortwahl lässt aufhorchen.
In der ARD-Sendung „Caren Miosga“ sprach Fischer über den Zerfall der Weltordnung und die Herausforderungen, die sich jetzt für die Politik in Deutschland und Europa im Umgang mit US-Präsident Donald Trump (78) ergeben. In dem Zusammenhang sagte der frühere Außenminister (1998 – 2005): „Ich beneide Friedrich Merz nicht für diese Reise.“
Und weiter: „Ich wünsche ihm alles, alles erdenklich Gute und jeden Erfolg im Interesse unseres Landes und Europas.“
Damit nicht genug stellte Joschka Fischer Friedrich Merz in eine Reihe mit Deutschlands erstem Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU). Der habe die Bundesrepublik im Westen verankert. Die Westbindung sei ihm damals wichtiger gewesen als die deutsche Einheit, viel Segensreiches sei daraus entstanden.
Stehen vor einer „sehr chaotischen Welt“
Jetzt sieht Fischer offenbar erneut Entscheidungen dieser Tragweite auf die deutsche Politik zukommen. Nach dem Ausfall der USA würden wir vor einer „sehr chaotischen Welt“ stehen. Also eine vergleichbare Aufgabe mit schwerwiegenden Weichenstellungen für eine Regierung Merz – das schwingt unausgesprochen in Fischers Sätzen mit.
Sein Rat an die neue Bundesregierung in der Sendung „Wenn man da beschimpft wird und vom wem – who cares. Entscheidend sind die Konsequenzen, die wir daraus ziehen: Können wir uns auf diese Freunde noch verlassen? Meine Antwort ist: Nein. Europa, Europa, Europa!“
„Ich weiß nicht, ob Friedrich Merz noch gut schläft“
Seine Hoffnung: „Das alles wird ein künftiger Bundeskanzler Friedrich Merz berücksichtigen.“ Wir sollten aktiv nichts machen, was die Bande zu den USA zerstöre. Fischer: „Das setzt nicht Unterwürfigkeit voraus, aber eine gewisse Geschmeidigkeit würde ich niemandem vorwerfen.“
► Letzte Woche hatte Fischer auf der 2. Westfälischen Friedenskonferenz in Münster ähnlich gesprochen. Da sagte er: „Ich weiß nicht, ob Friedrich Merz noch gut schläft. Denn die Herausforderungen, die auf ihn zukommen – wenn er es wird – werden gewaltig sein.“ Es sei notwendig, dass ein Kanzler Merz und seine Regierung Erfolg haben, „im Interesse unseres Landes und unseres Kontinents.“