Wirtschaftsexperten fürchten, dass sich die Krise auf den Arbeitsmärkten im nächsten Jahr weiter verschlechtert.

Vier von zehn Firmen wollen Stellen streichen, so eine Prognose des IW Köln. Nur 17 Prozent planen, Mitarbeiter einzustellen.

► „Die Beschäftigungsaussichten sind damit so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise 2009 nicht mehr“, warnt Ökonom Michael Grömling (IW).

► Auch das Ifo-Institut rechnet mit Stellenabbau. „Weniger Unternehmen bauen Personal auf“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Stattdessen steige „der Anteil der Betriebe, die Arbeitsplätze abbauen wollen“.

Laut Ifo am stärksten betroffen: die Metallbranche sowie Autobauer und ihre Zulieferer. Konzerne haben teils drastische Job-Kürzungen für die nächsten Jahre angekündigt. Darunter: Thyssenkrupp (11.000 Jobs weniger), VW (35.000 weniger), Bosch (1750 weniger). Dazu kommen Arbeitszeitverkürzungen bei vielen Unternehmen.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm (TU Nürnberg) rechnet mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Grimm zu BILD: „Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe werden Arbeitsplätze abgebaut. Die etablierten Branchen, in denen Deutschland weltweit führend war, stehen unter Druck. Nicht jeder wird seinen bisherigen Job behalten können. Allerdings suchen Unternehmen auch Fachkräfte.“

Grimm zufolge werden Arbeitnehmer bei einem Job-Wechsel unter Umständen mit weniger Lohn Leben müssen. „Viele werden weniger Geld nach Hause bringen“, so die Wirtschaftsprofessorin.

Die Wirtschaftsdaten für das nächste Jahr prophezeien keine schnelle Besserung. Das IfW Kiel traut der deutschen Wirtschaft überhaupt kein Wachstum zu, das Berliner DIW nur einen Mini-Anstieg von 0,2 Prozent.

Immerhin: Laut Ifo sind 1,1 Prozent Wachstum möglich, WENN die neue Regierung wirtschaftspolitisch die richtigen Weichen stelle. Denn: Es sei noch nicht klar, ob es sich um eine „vorübergehende Schwäche oder um eine dauerhafte und damit schmerzhafte Veränderung der Wirtschaft handelt“, so Ifo-Experte Timo Wollmershäuser.

Die Politik müsse nun dazu beitragen, „dass es Neuansiedlungen von Unternehmen gibt“, fordert Expertin Grimm. Zudem sei es wichtig, den Strukturwandel in der Wirtschaft politisch zu unterstützen. Dafür bringt Grimm die „staatliche Koordination von Weiterbildungsangeboten“ bei Job-Wechseln ins Spiel.

Grimm fordert von der nächsten Bundesregierung ein „Hundert-Tage-Programm“, um Deutschland als Standort attraktiver zu machen. „Dafür müssen die Lohnnebenkosten und Steuern gesenkt und Bürokratie abgebaut werden. Durch eine marktorientiertere Politik werden die Investitionen in Deutschland wieder steigen.“