Kaum schickt die Union CDU-Chef Friedrich Merz (68) als Kanzlerkandidaten in den Ring, erhöht SPD-Chef Lars Klingbeil (46) den Druck auf den amtierenden Kanzler Olaf Scholz (66, SPD).
In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ zählte Klingbeil Scholz hart an: „Ich weiß, was wir in den 12, 13 Monaten bis zur Bundestagswahl zu tun haben. Ich bin ja nicht blind. Ich weiß, was Aufgabe des SPD-Vorsitzenden, des Bundeskanzlers, der gesamten SPD-Führung ist!“
Er habe da „auch eine Erwartung an den Bundeskanzler“, so Klingbeil: „Dass man jetzt mit einer anderen Performance, mit einer Klarheit bei Themen, mit dem Raus aus der Moderationsrolle zeigt, dass wir die Wahl gewinnen wollen.“
Scholz bekommt Druck
Eine deutliche Ansage! Aus der SPD-Fraktion hieß es: Klingbeil habe den aufgestauten Druck in der Partei abgelassen. Denn die Unzufriedenheit mit Scholz sei groß.
Auch SPD-Vize Serpil Midyatli (49) kennt den Frust in den eigenen Reihen über Scholz, sagt zu BILD: „Lars Klingbeil hat recht. Ich wünsche mir deutlichere und lautere Kommunikation vom Kanzler, wie z.B. im Bundestag in der Debatte mit Merz.“ Und: „Wenn ein Sozialdemokrat an der Regierung ist, muss es auch sozialdemokratische Politik geben.“
SPD-Politiker weisen auch darauf hin, dass eine erneute Kanzlerkandidatur von Scholz nicht selbstverständlich sei. „Die Partei legt fest, wer Kandidat ist“, so eine führende Fachpolitikerin zu BILD. Und eine weitere Stimme aus der SPD-Fraktion sagt: „Der Kanzlerkandidat muss seine Partei tragen und nicht umgekehrt.“
Ist der Kandidatentausch mit Boris Pistorius also die Lösung?
▶︎Aus der SPD-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen heißt es: Der Kamala Harris-Moment durch einen Austausch des Kandidaten solle nicht überbewertet werden. Ob eine Auswechslung hierzulande so durchschlagen würde, sei völlig ungewiss. So auch Hannovers Regionspräsident und SPD-Unterbezirkschef Steffen Krach (45): „Wer glaubt, nur mit dem Austausch einer Person seien alle Probleme gelöst, irrt sich.“
Aufmunterung bekommt Scholz von Ex-Justiz- und Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (70) gegenüber BILD: „Scholz kann ja anders – wie wir in der Haushaltsdebatte zuletzt gesehen haben. Davon bitte mehr!“
Es gibt aber auch klare inhaltliche Aufforderungen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Töns (60) zu BILD: „Wir brauchen dringend einen Industriegipfel. Der Kanzler muss endlich die Industrie und deren Arbeitsplätze in den Fokus nehmen.“