Wird auch auf Island bald die EU-Flagge wehen?

Die Chancen dafür sind seit dem Überfall von Kreml-Herrscher Putin auf die Ukraine, spätestens aber seit Amtsantritt von Donald Trump (78) enorm gestiegen. Dass der US-Präsident eine Annexion und militärische Gewalt gegen Grönland nicht ausschließt, macht auch Island nervös.

Noch vor 2027 will die isländische Ministerpräsidentin Kristrún Frostadóttir (36, Sozialdemokratin) ein Referendum abhalten. Das sagte sie diese Woche am Rande eines Besuchs in Brüssel. Man werde nicht noch einmal den Fehler begehen wie im Jahr 2010, Beitrittsverhandlungen aufzunehmen, ohne die knapp 400.000 Bewohner zu befragen.

Klare Mehrheit für Referendum

Geht es nach jüngsten Umfragen, stehen die Chancen gut, im zweiten Anlauf (den ersten beendete die Regierung 2015 sang- und klanglos) Vollmitglied zu werden.

Fast zwei Drittel der Isländer sind für ein Referendum. 45 Prozent der Inselbewohner sind aktuell für einen Beitritt zur Europäischen Union, 35 Prozent dagegen, 20 Prozent sind neutral. Schon jetzt ist Island Teil des Europäischen Wirtschafts- und Schengen-Raums – und hat damit gute Erfahrungen gemacht.

Heißt für die Zukunft der Union womöglich: Die Wikinger kommen!

Und bei diesem Satz würde kaum ein Isländer widersprechen: Im 9. Jahrhundert besiedelten die Wikinger die Insel, prägten deren Kultur und Sprache.

Unsicherheitsfaktor: Die Stimmung auf der Insel zwischen Vulkanen und Gletschern ist so wechselhaft wie das Wetter. Die junge Regierungschefin gibt zu, dass die Debatte derzeit nicht nur von Vorteilen der EU, sondern von den Drohungen aus Washington gegen Grönland geprägt ist. Wie Grönland gehörte Island einst zu Dänemark, bis es sich 1944 für unabhängig erklärte.

Grönland? „Sehr besorgniserregend“

Frostadóttir sieht in Grönland weit mehr als einen Nachbarn, sagte zu „Euronews“: „Wir sind eine rein arktische Nation. Die Arktis ist unsere Heimat. Sie ist für uns nicht nur ein Konzept in den internationalen Beziehungen. Sie ist unser Lebensraum. Und wir haben sehr starke Bindungen zu den Grönländern. Das ist also sehr besorgniserregend.“

Die Sozialdemokratin hofft, dass sich das US-Interesse an Grönland und die Bedrohung Europas durch Russlands Aggression bald legen: „Ich möchte unsere EU-Beitrittsgespräche nicht auf der Grundlage von Angst führen.“

Doch natürlich gehe es den Isländern bei ihrer Annäherung an die EU auch um Sicherheit.