Dieser Anblick tut weh.

Splitter, oft sehr klein, sind überall auf Gesicht, Oberkörper und vor allem unter der Haut verstreut, die Finger stecken in dicken Verbänden. So sieht es aus, wenn eine Granate explodiert und einen Menschen trifft. Jana Zalewskaja ist zum Glück nicht gestorben, als die Russen sie angriffen. Die 23-jährige Soldatin war Drohnenpilotin in der ukrainischen Armee und im Donbass stationiert. Dann schlug das explosive Teil in ihrem Unterstand ein.

„Es gab einen Blitz und dann war überall Blut“, erzählt sie in einem Video. „Mein rechtes Trommelfell ist weg, von dem linken existiert noch ein bisschen. Splitter kommen jeden Tag aus meinem Körper. Selbst aus meinen Augen wurden sie rausgeholt.“

Sie zeigt die Wunden des Krieges ganz bewusst. Sie geht damit in die Öffentlichkeit, um Spenden für die ukrainische Armee zu sammeln. Ihr Anblick soll auch denjenigen wehtun, die die Ukraine nicht in dem Umfang ausstattet, dass sie den Krieg beenden und Russland in seine Grenzen zurückzwingen kann.

Militärische Hilfe wäre bitter nötig, denn die russischen Streitkräfte in der Region Donbass konnten im September so schnell vorrücken wie seit der Invasion im Februar 2022 nicht mehr. Die Ukraine scheint Teile der russischen Oblast Kursk dagegen noch besetzt zu halten. Und jetzt kommen auch noch Tausende Soldaten, die der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un in die Ukraine entsandt hat.

„Wir haben nie daran gezweifelt, dass die nordkoreanische Führung unsere Vereinbarungen ernst nimmt“, prahlte Putin beim Brics-Treffen in Kasan. „Was wir wie im Rahmen dieses Artikels tun werden, ist unsere Sache.“

Und „unsere Sache“ sind noch mehr Tote, noch mehr Terror und noch mehr Gesichter als das von Jana Zalewskaja.

Als die Russen gleich zu Beginn ihres furchtbaren Angriffskriegs ihre Heimatstadt Cherson besetzten, nahm sie mutig an Protesten gegen die Besatzer teil. „Als wir das erste Mal friedlich demonstrierten, attackierten sie uns mit Tränengas. All die bösen Dinge begannen. Da beschloss ich, zur Armee zu gehen und etwas Neues zu lernen.“

Erst wurde sie Sanitäterin. „Das waren schwierige Zeiten, eine der schwierigsten, weil es mir weh tut, mit den eigenen Verwundeten zu arbeiten“, sagt sie. Dann lernte sie, Drohnen zu steuern.

Was daran am härtesten war, wurde sie in einem Interview gefragt. „Wenn du unter Beschuss arbeitest und so eine große Verantwortung hast, die Drohne richtig zu platzieren, damit sie nicht in die eigenen Reihen fällt. Aber es ist cool, den Jungs der Infanterie zu helfen, einen Granatwerfer zu zerstören.“

Ihr Vater Viktor ist auch ein Soldat und kämpft seit 2014 gegen die Russen. „Natürlich hab’ ich mir Sorgen gemacht“, sagt er. „Sie ist ja erst 23 Jahre alt. Das ist hart. Aber ihr Kampfeswille ist ungebrochen.“

„Mein Gesicht wird wieder normal werden. Ich werde die Russen sich nicht damit erfreuen, dass da noch etwas bleibt“, sagte sie mit einem Lächeln und selbstbewusstem Blick. In Lwiw unterzog sich Jana Zalewskaja dem ersten Eingriff zur Wiederherstellung der Haut ihres Gesichts und ihrer Hände. Das Wohltätigkeitsprojekt „Unburnt“ (Unverbrannt) gibt es bereits seit zwei Jahren in der Ukraine. Dessen Ziel ist die umfassende und kostenlose Behandlung von Verbrennungen und Narben für Kriegsopfer.

„Als der Krieg begann, war ich 13 Jahre alt. Ich möchte diesen Krieg wirklich beenden. Ich verstehe, dass es schwierig sein wird, aber ich möchte nicht, dass unsere Kinder in den Krieg ziehen.“ Und dann womöglich auch so einen schmerzvollen Anblick bieten.