Sie folgt ihrem Bruder wie ein Schatten, bedient ihn in aller Öffentlichkeit. Doch während manche meinen, Kim Yo-jong (37) sei nur eine weitere Untergebene des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un (40), sind sich Experten sicher: Sie ist seine engste Vertraute und noch weitaus gefährlicher als er.

Einen ihrer seltenen öffentlichen Auftritte hatte Kim Yo-jong auf einer Propaganda-Veranstaltung ihres Bruders im Jahr 2012: Ein scheinbar unbekümmertes Mädchen, das lachend den Fotografen winkte. Doch das war nichts als Show: Kim Yo-jong leitete damals bereits die Propaganda-Abteilung von Nordkorea.

Während sie sich offiziell als sorgloses Mädchen inszenierte, hagelte es über die offiziellen Staatskanäle rassistischste und sexistische Beschimpfungen gegen politische Gegner. Choreografin der Beleidigungen: Kim Yo-jong. Die ehemalige südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye (72) wurde als „dreckige alte Prostituierte“ bezeichnet.

Mit Bargeld-Batzen in die Schweiz

Es ist schwer, Informationen über die Kim-Familie zu bekommen. Grausame Geschichten gibt es zuhauf: Kim Jong-un soll die Ermordung von Familienmitgliedern veranlasst haben, um selbst herrschen zu können. 100.000 Nordkoreaner sollen in Arbeitslagern ums Überleben kämpfen. Sie werden gefoltert, verstümmelt, verhungern.

Während die Kims Nationalismus propagieren, fahren sie selbst für wichtige medizinische Eingriffe oder zu Bildungszwecken ins Ausland, berichtet Nordkorea Experte Sung-Yoon Lee („Die Schwester – Die Geschichte der gefährlichsten Frau der Welt“, Hofmann und Campe Verlag).

So gingen die Kim-Geschwister auf eine Schweizer Privatschule, reisten mit Bargeld-Batzen und gefälschten Pässen durch Europa. Kim Yo-jong studierte Informatik, ist gebildet in Politik und Wirtschaft. Sie soll verheiratet sein, zwei Kinder haben.

Auf der Pritsche im Luxushotel

2018 zeigte sie sich an der Seite ihres Bruders bei den Olympischen Spielen in Südkorea. Sie wirkte moderner als ihr Diktator-Bruder. Die Presse feierte sie als „Ivanka Trump Nordkoreas“.

Weltgewandt residierte die Kim-Entourage in einem südkoreanischen Luxushotel. Doch Kim Yo-jong schlief nicht im Hotelbett, sondern auf einer mitgebrachten Pritsche aus Nordkorea. Beim Auszug wirkten die Zimmer unbenutzt: Keine DNA-Spur sollte für die Geheimdienste zurückbleiben.

Nichts als Verachtung

Häme und Sadismus sei das, was Kim Yo-jong, die mittlerweile nicht nur Chefpropagandistin, sondern auch Stabschefin und Nationale Sicherheitsberaterin ist, antreibe. Mit Staatsoberhäuptern kommuniziere sie sarkastisch, schmücke Bemerkungen mit versteckten Beleidigungen aus, die nur Kenner verstehen, so Experte Lee.

Hinrichtungen, weil sie „genervt“ wurde

Mit ihrer Hass-Propaganda mobilisiert sie die Massen. Kim Yo-jong drohte bereits, Südkorea mit Atomwaffen auszulöschen, und eine Interkontinentalrakete in Richtung USA zu schicken. Sie habe keine Skrupel, Amerikaner zu töten, soll sie gesagt haben. Ihr Bruder sei zu „zurückhaltend“.

Von hochrangigen Kim-Generälen, die ihr „auf die Nerven gingen“ soll sie die Hinrichtung veranlasst haben. Ganze Familien steckte sie laut Lees Recherchen in Gulags. Kaum jemand traue sich, ihr in die Augen zu sehen. Hinter ihrem Rücken wird sie „blutrünstige Dämonin“ und „Teufelsweib“ genannt.

Schmeicheleien für ausländische Gelder

Experten sehen als wahrscheinlich an, dass Diktator-Kim sie als seine Nachfolgerin festgelegt hat. Kim Jong-un leidet wohl an Diabetes und Bluthochdruck, seine Gesundheit gibt immer wieder Anlass zu Spekulationen.

Und während die Welt auf Frieden hofft, meint Experte Lee: Die Kim-Familie habe kein Interesse an globaler Harmonie, verachte jeden, der nicht zu ihrem Geschlecht gehöre. Sie schmeichele Regierungschefs, um finanzielle Hilfen zu bekommen, offiziell für ihr armes Volk, inoffiziell für sich selbst.

Eine mögliche Herrschaft der Kim-Schwester über Nordkorea könnte laut Experten sehr lang anhalten – und der Welt nichts Gutes bringen.