Ihr Martyrium hat hoffentlich bald ein Ende: In den nächsten Tagen sollen sechs weitere Geiseln aus ihrer nunmehr 478 Tage währenden Gefangenschaft freikommen. Darunter auch Arbel Yehud (29), eine Israelin, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat.
Yehud soll am Donnerstag mit zwei weiteren Geiseln freikommen, am Samstag sollen ebenfalls drei Verschleppte freigelassen werden, erklärte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu. Israel hatte die Freilassung der Zivilistin Arbel Yehud zur Bedingung für die Rückkehr vertriebener Palästinenser in den Norden des Gazastreifens gemacht.
Rätsel um Bruder von Arbel
▶︎ Am 7. Oktober 2023 hatten Hamas-Terroristen auch den Kibbuz Nir Oz überfallen. Sie verschleppten von dort u. a. Arbel und ihren Freund Ariel Cunio (damals 26). Zunächst gingen Angehörige davon aus, dass auch Arbels Bruder Dolev (damals 35), ein verheirateter Vater von vier Kindern, entführt worden sei. Doch acht Monate später stellte sich heraus, dass Dolev bereits beim Massaker im Kibbutz ums Leben gekommen war. Forensische Experten hatten seine Leiche eindeutig identifizieren können.
Die genauen Umstände der Entführung sind bis heute ungeklärt. Fakt ist: Arbels Haus wurde bei dem hinterhältigen Angriff geplündert, ihr Hund getötet! Der Vater der Geschwister im Dezember 2023 zu BILD: „Ich weiß nur, dass meine Kinder Geiseln der Hamas sind – sonst nichts. Nichts über ihre Entführung. Nichts darüber, wie es ihnen heute geht. Es ist ein Albtraum!“
Nervenkrieg um Geisel-Freilassung
Der Urgroßvater der beiden Hamas-Geiseln hieß Curt Singer (1905–1989). Er war Kunstlehrer in Hamburg, floh 1935 vor dem Terror der Nazis. Zuletzt lebte er in Nir Oz, dort, wo seine Urenkel im Oktober 2023 den Hamas-Terroristen zum Opfer fielen.
▶︎ Um die Freilassung von Arbel Yehud gab es bis zuletzt ein nervenzehrendes Tauziehen. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari hatte der Hamas vorgeworfen, mit der Freilassung von vier Soldatinnen am Samstag gegen die Vereinbarung verstoßen zu haben, zuerst Zivilistinnen freizulassen.
Nach der Freilassung von insgesamt sieben Geiseln in zwei Runden an den vergangenen beiden Wochenenden sollen in der ersten sechswöchigen Phase des Abkommens noch 26 weitere Geiseln freigelassen werden. Parallel dazu sollen die Hilfslieferungen in den Gazastreifen verstärkt und nach ägyptischen Angaben insgesamt etwa 1900 palästinensische Häftlinge freikommen.