Die israelische Armee hat bei ihren Luftangriffen im Libanon am Montag nach eigenen Angaben eine „große Zahl“ an Hisbollah-Mitgliedern getötet.

Armeesprecher Daniel Hagari (48): „Unter den getöteten Personen sind eine große Zahl von Terroristen der Hisbollah, die sich in der Nähe der Waffen befanden, die wir angegriffen haben.“

Weitere Menschen seien durch Explosionen von getroffenen Waffenlagern gestorben. Genaue Opferzahlen nannte der Sprecher nicht. Das libanesische Gesundheitsministerium spricht von 492 Toten und 1645 Verletzten. Bei den Angriffen im Süden sowie im Osten des Landes seien seit Montagfrüh 35 Kinder getötet worden.

Es ist die höchste Opferzahl im Libanon seit Beginn der kriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah vor fast einem Jahr infolge des Gaza-Kriegs. Es handelt sich damit um die wohl schwersten Angriffe seit dem Libanonkrieg 2006. Damals gab es rund 1500 Todesopfer auf beiden Seiten, die meisten davon waren Zivilisten.

Die israelische Armee griff bei ihrem Einsatz mit dem Codenamen „Pfeile des Nordens“ nach eigenen Angaben mehr als 1300 Ziele an, um militärische Infrastruktur der Schiitenmiliz zu zerstören.

Bei den Angriffen wurden laut Verteidigungsminister Joav Galant (65) „Zehntausende Raketen“ der Hisbollah zerstört, „die Israels Bürger bedrohten“. Generalstabschef Herzi Halewi (56) erklärte, das Militär greife die von der Hisbollah in den zurückliegenden 20 Jahren für ihren Kampf aufgebaute Infrastruktur an. „Das ist sehr bedeutsam“, betonte er. Israel bereite damit „die nächsten Phasen“ des Kampfes vor, worüber er in Kürze mehr sagen wolle.

Die proiranische Hisbollah feuerte ihrerseits mehr als 250 Geschosse auf zivile Orte in Israel ab, wie das Militär mitteilte. Einige von ihnen seien von der Raketenabwehr abgefangen worden, andere auf offenem Gebiet eingeschlagen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wandte sich mit einer Botschaft direkt an das libanesische Volk: „Israels Krieg ist nicht mit euch, sondern mit der Hisbollah. Die Hisbollah hat euch schon allzu lange als menschliche Schutzschilde missbraucht.“ Um Israel gegen Hisbollah-Angriffe zu verteidigen, müssten die Waffen der Miliz unschädlich gemacht werden.

Die libanesische Regierung warf Israel angesichts der Angriffe „einen Vernichtungskrieg in jedem Sinne des Wortes“ vor. „Wir als Regierung arbeiten daran, diesen neuen Krieg Israels zu stoppen und einen Abstieg ins Unbekannte zu verhindern“, sagte der geschäftsführende Ministerpräsident Nadschib Mikati (68).

Nach den massiven Luftangriffen im Libanon beschloss die israelische Regierung in Erwartung von Gegenschlägen einen landesweiten Ausnahmezustand. Die Entscheidung bedeutet nach Medienberichten unter anderem, dass die Größe von Versammlungen eingeschränkt werden kann.