Beim Stichwort Kokain fallen den Meisten wohl zuerst übergeschnappte Rockstars, Pablo Escobar oder mexikanische Drogenkartelle ein. Sachsen hatte wohl bislang niemand auf dem Zettel.
Doch das weiße Pulver ist längst auch zwischen Görlitz und Fichtelberg zur Alltagsdroge und damit zu einem Problem geworden. Immer mehr Menschen im Freistaat sind wegen Kokainmissbrauchs in ärztlicher Behandlung.
Laut einer aktuellen Studie des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung waren es 2022 landesweit 620 Patienten. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl dann Sprunghaft um 27 Prozent auf 980.
Sachsen folgt damit einem landesweiten Trend. Im gesamten Bundesgebiet waren 2023 65.000 Patienten erfasst, die wegen Kokain-Missbrauchs in Behandlung waren. Die meisten in Nordrhein-Westfalen mit 15.280, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760. Die wenigsten Patienten gab es im Saarland mit 490 und in Thüringen mit 810.
„Die Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs in Sachsen ist besorgniserregend“, sagt Monika Welfens (60), Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen. Das wahre Ausmaß sei noch viel größer, da nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sei.
Besonders stark betroffen sind laut der BARMER-Auswertung Männer zwischen 20 und 39. In Sachsen wurden demnach 800 Männer und 180 Frauen wegen übermäßigem Kokainkonsum behandelt. „Der starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben“, so Welfens.
Weniger verbreitet ist Kokain als Suchtmittel hingegen bei jüngeren Menschen. Viele hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier ist laut Studie der Konsum von Cannabis verbreitet. Älteren dagegen neigen eher zu Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.
Die sächsische Barmer-Chefin appellierte, Betroffene auf ihre mögliche Sucht anzusprechen. „Am aussichtsreichsten ist es, sich als Angehöriger oder Freund selbst Hilfe für diese schwierige Situation zu holen. Fachambulanzen oder Suchberatungsstellen sind in diesen Fällen die richtigen Ansprechpartner.“