Streitbar, furchtlos und unnahbar. So wirkt Sahra Wagenknecht als Politikerin. Nur wenige wissen jedoch, wie die BSW-Chefin als Mensch tickt. Das erzählt sie jetzt in der neuen Folge des BILD Podcast „MayWay“.

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Das Trauma ihres Lebens ist der frühe Verlust ihres Vaters. Er kam aus dem Iran nach West-Berlin, um Ingenieurwissenschaften zu studieren, verliebte sich im Ostteil der Stadt in ihre Mutter. Doch als Sahra Wagenknecht drei Jahre alt ist, ging er zurück in seine Heimat. Sie hatte seitdem nie wieder Kontakt mit ihm.

So erinnert sich Wagenknecht an ihren Vater

Die Erinnerung an den Vater ist bis heute bei der promovierten Wirtschaftswissenschaftlerin präsent. „Ich kann mich erinnern, wie er mich auf den Schultern getragen hat. Er war der Einzige, der das mit mir gemacht hat“, sagt Wagenknecht. „Ich fühlte mich als Kind dann immer unglaublich groß. Unglaublich stark. Als mein Vater dann weg war, war das für mich ein wirklich harter Einschnitt.“

Als Kind schrieb Wagenknecht Briefe an ihren Papa

Ihre Familie habe sie schützen wollen. „Sie erzählten mir, er käme wieder, er sei nur zur Armee gegangen. Sie dachten und hofften wohl, dass ich meinen Vater vergessen würde. Aber das habe ich nicht.“ Wagenknecht fragte immer wieder nach ihrem Vater.

„Ich habe ihm Briefe geschrieben. Die sind nie abgeschickt worden. Ich habe mich mit meinem Vater unterhalten, indem ich ihm diese Briefe schrieb. Ich schilderte ihm, was ich so mache, was mich umtreibt. Der Gedanke, wenn er sieht, was ich mache, dass er dann stolz auf mich ist, hat meine ganze Kindheit und Jugend geprägt.“

Sahra Wagenknecht beneidete Scheidungskinder

Scheidungskinder habe sie beneidet. „Die hatten zwar getrennte Eltern, aber am Wochenende waren sie beim Vater. Als Kind wünschte ich mir eine harmonische Familie.“ Dieses Familienglück fand sie bei ihrem zweiten Ehemann Oskar Lafontaine, am 22. Dezember vergangenen Jahres feierten sie 10. Hochzeitstag.

Redet sie von ihm, strahlt sie, ihre Stimme klingt weich. „Ich bin sehr froh, dass ich mit Oskar Lafontaine eine so glückliche Beziehung habe. Es ist so schön, dass ich nicht die Angst haben muss, ihn zu verlieren, weil wir so miteinander harmonieren. Vom Prinzip bin ich jemand, der diese Angst immer hat, von Menschen im Stich gelassen zu werden. Auch in der Politik. Politik hat wenig mit Freundschaft zu tun.“

BSW-Chefin hat bis heute keine Kinder

Nur der Kinderwunsch blieb unerfüllt. „Ich wollte immer sehr gern Kinder haben. Aber das hängt ja immer davon ab, hat man den richtigen Mann. In meiner ersten Ehe kriselte es schnell“, sagt Wagenknecht. „Ich werde nicht zu den Frauen gehören, die wissen, wie es ist, wenn man ein Kind an der Brust hat. Allein die Schwangerschaft. Das muss faszinierend sein, wenn man merkt, dass da ein Mensch in einem entsteht. Das sind Erlebnisse, die ich vermisse, die ich leider nicht habe.“

Derzeit ist Wagenknecht voll im Wahlkampf. „Meine politische Zukunft hängt jetzt daran, dass wir in den Bundestag einziehen. Das ist völlig klar“, sagt sie. Sollte die Parteichefin es nicht schaffen, „würde sich mein Leben sehr verändern“.

Oskar Lafontaine ist ihre große Liebe

Aber: „Egal, wie es in der Politik läuft. Ich bin trotzdem ein glücklicher Mensch, weil ich Oskar an meiner Seite habe. Deswegen bin ich dem Leben auch dankbar. Als ich Oskar getroffen habe, war es für mich gleich die große Liebe. Ich wusste, das bleibt und gibt mir unheimlich viel Kraft.“

Dann sagt sie nachdenklich: „Ich glaube, dass ich das alles sonst nicht aushalten würde. Wenn ich allein wäre, hätte ich vielleicht nicht noch mal eine neue Partei gegründet.“