Seit mehr als drei Jahren führt Russland einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Rund 20 Prozent des Landes sind von russischen Truppen besetzt, mehrere Hunderttausend Menschen sind seitdem gestorben – die meisten von ihnen Soldaten auf beiden Seiten.
In Deutschland jedoch macht sich zunehmend Kriegsmüdigkeit breit. Viele wünschen sich ein baldiges Ende des Konflikts – auch um den Preis einer ukrainischen faktischen Kapitulation. Doch es gibt auch Deutsche, die der Ungerechtigkeit nicht länger tatenlos zusehen wollen.
▶︎ BILD traf zwei von ihnen an einem geheimen Ort in der Ukraine: Die Männer mit den Kampfnamen „Schnitzel“ und „Shiny“ kämpfen aufseiten des internationalen Bataillons der 12. Spezialkräftebrigade Asow, einer Einheit der ukrainischen Nationalgarde.
„Schnitzel“ – der erfahrene Ausbilder aus Sachsen
„Schnitzel“, 42 Jahre alt und ehemaliger Panzergrenadier bei der Bundeswehr, ist bereits seit 2023 in der Ukraine im Einsatz. Heute bringt er seine militärische Erfahrung Freiwilligen aus aller Welt bei. Er bildet sie nicht nur aus, sondern zieht auch gemeinsam mit ihnen in den Kampf.
Gegenüber BILD erklärt er: „Die Ausbildung im Häuserkampf, in den Schützengräben und in den Wäldern macht die Brigade Asow zu einer der stärksten und effektivsten Einheiten im Kampf gegen Russlands Aggression.“
In der Ukraine, so „Schnitzel“, müsse man sich darauf einstellen, „dass der Feind nur zehn Meter entfernt ist oder noch weniger. Im nächsten Raum, direkt um die Ecke“. Darum sei das Nahkampftraining innerhalb geschlossener Räume so wichtig.
„Shiny“ – der junge Freiwillige mit klarer Haltung
„Shiny“, 21 Jahre alt, ist erst seit Januar in der Ukraine. Der junge Mann aus Mecklenburg-Vorpommern entschied sich, nicht länger tatenlos zuzusehen. „Ich wollte einen Schlussstrich ziehen unter meine Passivität“, sagt er, und dass er „die Ungerechtigkeit nicht länger ertragen“ wollte.
Doch sein Antrieb geht über die Solidarität mit der Ukraine hinaus: „Ich will ganz Europa gegen Russland verteidigen. Ich verfolge diesen Krieg schon seit 2014 in den Nachrichten und sozialen Medien“, sagt der junge Mann aus Ostdeutschland.
Über Politik spricht er nur ungern, sagt aber: „Es macht mich fertig, dass die prorussischen Parteien in Mecklenburg-Vorpommern in den Umfragen bei knapp 50 Prozent stehen.“ Deren Kreml freundlicher Kurs und die Zustimmung so vieler Menschen dazu in seiner Heimat könne er vor dem Hintergrund der schrecklichen Bilder aus der Ukraine nicht nachvollziehen, sagt er zu BILD.
Baldiger Fronteinsatz im Osten
Nach drei Monaten intensiven Trainings steht für Shiny und seine Kameraden aus Frankreich, den USA, Portugal und vielen weiteren Ländern nun der nächste Schritt bevor: der Fronteinsatz im Osten der Ukraine.
▶︎ Dort werden sie sich russischen Einheiten entgegenstellen – als Infanteristen, in einem der gefährlichsten Einsatzbereiche des Krieges.
Aktuell kämpft die Brigade Asow um die weitgehend zerstörte Stadt Torezk, einst Heimat von rund 30.000 Menschen. Russische Truppen kontrollieren mittlerweile die Hälfte der Stadt.
Der Kampf dort, unter ständiger Bedrohung durch Kamikaze-Drohnen, Mörserfeuer, Artillerie und Raketen, gilt als extrem verlustreich und brutal.