Gedränge im Kanzlerrennen: Noch ein weiterer Anwärter scharrt mit den Hufen! NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (49, CDU) hat sich bei Caren Miosga (55) klarer als je zuvor für den Kampf um das Kanzleramt qualifiziert – wenn nicht für diese Wahl, so doch spätestens für die nächste.

Die Talkmasterin wollte Wüst mit einem Foto aus der Reserve locken, auf dem Oppositionschef Friedrich Merz (68, CDU) seinem Juniorpartner Markus Söder (57, CSU) einen Berliner Bären schenkt. Miosgas Frage: „Wenn Friedrich Merz der Bär ist und Markus Söder der Löwe, was sind Sie dann?“

Wüsts schlagfertige Antwort: „In unserem Wappen ist ja ein stolzes Ross. Vielleicht passt das irgendwie auch noch in die Geschichte.“

„Das passt insofern, als Sie es mit zwei Raubtieren zu tun haben, und Sie sind ein zahmes Nutztier“, stichelte Misoga prompt. Wüsts coole Korrektur: „Es kann auch ein wildes Pferd sein!“

Miosgas nächster Pfeil: „Was soll uns das sagen in Bezug auf Ihre Ambitionen, vielleicht auch noch Kanzlerkandidat zu sein? Denken Sie, ich bin 49, ich kann in vier Jahren noch Kanzler werden?“

Wüst, wieder ganz Staatsmann: „Ich denke vor allem daran, dass wir in diesem Land eine bessere Regierung brauchen!“

Seine indirekte, aber deutliche Bewerbungsrede: „Ich kann’s mit den Grünen gut. Wir haben ein großes Paket vorgelegt für mehr Sicherheit, mehr Stringenz auch in der Migrationspolitik und für bessere Prävention. Führung und Verantwortung auch lagerübergreifend funktioniert auch in einer schwierigen Zeit und bei schwierigen Themen!“

Zu den Messermorden von Solingen sagte der Ministerpräsident: „Das ist ein typischer Fall für dieses aktuelle System, in dem fast 90 Prozent der Dublin-Rückführungen (in die Erstaufnahmeländer, d.Red.) an unseren Nachbar- und Partnerländern scheitern.“

Seine Ankündigung: „Wir werden die Konsequenzen ziehen. Die ersten haben wir schon gezogen, z.B. mehr Richter für schnellere Asylverfahren!“

Zu der heftigen Kritik an NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (42, Grüne) sagte Wüst: „Ob die Ministerin Fehler gemacht hat, wird man sich im Untersuchungsausschuss anschauen.“ Aber: „Sie trägt die Verantwortung dafür, dass es besser läuft.“

Seine Forderung an Scholz & Co.: „Wenn wir jetzt als Union gemeinsam mit der Ampel Beschlüsse fassen zum Thema Migration, dann muss das sitzen!“

Denn, so Wüst weiter: „Die Union könnte sich ja zurückziehen und die Ampel wursteln lassen. Tun wir nicht. Tut Friedrich Merz nicht. Man geht immer wieder in die Gespräche und versucht, etwas anzubieten. Wir brauchen aus der Mitte der Parteienlandschaft heraus Lösungen. Immer, wenn das scheitert, werden die Ränder stark!“

Seine Erwartung: „Es muss am Ende etwas dabei herauskommen, und nicht nur ein Formelkompromiss. Wir brauchen eine Beendigung von irregulärer Migration! Wir wollen nichts lieber, als dieses Thema rausnehmen aus dem Bundestagswahlkampf. Wir wissen doch, was sonst passiert: Die Extremisten werden fett!“

Grenzschließungen werde es nicht geben, versicherte der Ministerpräsident: „Die Deutschen haben ein großes Herz.“ Aber: „Wenn Menschen in einem europäischen Partner- und Nachbarland, wo alle unsere Werte gelebt werden, nicht zurückgenommen werden, dann verstehen die Menschen das nicht!“

Seine Forderung: „Was wir nicht machen dürfen, ist Beschönigen, ist Totschweigen. Das haben wir viel zu lange gemacht. Wollen wir zusehen, wie unsere Demokratie kaputtgemacht wird? Zum ersten Mal in einem deutschen Land eine rechtsextremistische Partei vorne! Zu sagen, wir machen so weiter, ist nicht richtig!“