Marian Turski ist tot. Der polnische Journalist jüdischer Abstammung und Auschwitz-Überlebende starb im Alter von 97 Jahren.

Turski wurde 1926 in Litauen geboren und als Jugendlicher mit seiner Familie im Ghetto von Lodz – das so genannte Ghetto Litzmannstadt – inhaftiert. Von dort wurde er nach Auschwitz deportiert. Er war 20 Jahre alt, als er nach dem Todesmarsch aus Auschwitz in Theresienstadt befreit wurde – mehr tot als lebendig.

Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, betonte in Berlin: „Auschwitz-Überlebende in vielen Ländern verabschieden sich mit großem Schmerz und unendlicher Dankbarkeit von ihrem Freund, Bruder und Leidensgefährten Marian Turski, der in aller Welt als wirkmächtiger Vertreter ihrer Erinnerungen und als Stimme ihrer ermordeten Angehörigen gehört wurde.“

Bis zu seinen letzten Lebenstagen verfolgte Turski als Journalist und Zeitzeuge die politischen Entwicklungen mit zunehmender Sorge. Er war bestürzt über das europaweite Aufflammen antisemitischer und rechtsextremer Ideologien. Besonders die rhetorische Gewalt, mit der diese Ideologien junge Menschen radikalisierten, beunruhigte ihn.

„Nichts hat Marian Turski in den letzten Monaten seines Lebens so sehr umgetrieben wie der Satz des Auschwitz-Überlebenden Primo Levi: ‚Es ist geschehen und es kann wieder geschehen.‘“, sagte Heubner.

Ängstlich, aber hoffnungsvoll

Trotz seiner Ängste blieb Turski hoffnungsvoll. Er vertraute darauf, dass Menschen jenseits von Angst und Hetze Wege zueinanderfinden würden.

„Ohne Marian Turski sind wir sehr allein. Umso mehr bleibt uns als eine seiner letzten Botschaften der letzte Satz, den er in seiner Rede anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz für die Gedenkfeier am 23. Januar in Berlin formulierte: ‚Unsere Tage, die der Überlebenden, sind gezählt: Aber wir werden nicht verstummen, wenn Sie, Sie Alle nicht schweigen.‘“, schloss Heubner.

Seit 1995 wird der Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz gefeiert. Zahlreiche Überlebende sind dabei zu Wort gekommen, einige sprachen mehrfach. Turski sprach insgesamt drei Mal.