Dieses Treffen soll die deutsche Industrie retten.

16 Uhr, Kanzleramt, Bankettsaal im fünften Stock: Kanzler Olaf Scholz (66, SPD) sitzt mit führenden Industriechefs und Gewerkschaftsbossen zusammen. Es geht um nichts weniger als die Rettung der deutschen Wirtschaft und den Wohlstand des Landes. Für den ist die Industrie mit ihren gut bezahlten Jobs für den Kanzler zentral.

Doch gerade dieser Branche geht es schlecht. Die Folge: Jobabbau, Werksschließungen, Verlagerungen ins Ausland. Das VW-Beben (minus 18 Prozent Gehalt, zehntausende Jobs weg, drei Werke in Gefahr) erschüttert das Land.

Um 15:43 Uhr fuhren VW-Chef Oliver Blume und sein Cheflobbyist Thomas Steg (Ex-Regierungssprecher in Merkel-Zeiten) vor, eilten ins Kanzleramt.

Lange hatte Scholz die Lage schön geredet, jetzt hat er den Schalter umgelegt, macht die Industrie zur Chefsache. Seinen Gipfel sprach er erst gar nicht mit den Koalitionspartnern ab, Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (55, Grüne) reagierten verschnupft.

Im Kanzleramt wird Kaffee, Kuchen, Obst serviert. Im Kalender sind drei Stunden dafür geblockt.

Gekommen sind neben Blume auch BDI-Boss Siegfried Russwurm und Markus Steilemann (Chef des Kunststoffherstellers Covestro und Vorsitzender des Verbandes der chemischen Industrie).

Auch die Industriegewerkschaften sind dabei: DGB-Chefin Yasmin Fahimi läuft ins Kanzleramt, kurz darauf folgt ihr Ehemann Michael Vassiliadis, Chef der Gewerkschaft Bergbau/Chemie/Energie.

Auch Siemens-Chef Roland Busch soll dabei sein.

Ziel des Gipfels: Scholz will zuhören, was die taumelnde Industrie jetzt wirklich braucht, um Arbeitsplätze bei uns zu retten. Konkrete Maßnahmen (die von Arbeitgebern und Gewerkschaften getragen werden) sollen heute aber noch nicht beschlossen werden. Dafür soll es ein Folgetreffen treffen.

Zumindest zwei Sachen könnte Scholz der Industrie schon mal anbieten: weniger Bürokratie (Lieferkettengesetz weg) und Entlastung beim Strompreis.