Rund zweieinhalb Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine versucht sich Kreml-Herrscher Präsident Wladimir Putin (72) als Gastgeber für eine große Show.

In der Hauptstadt der muslimisch geprägten russischen Teilrepublik Tatarstan an der Wolga treffen sich bis Donnerstag 24 ausländische Staats- und Regierungschefs zum Gipfel der sogenannten BRICS-Staaten.

BRICS steht für die Gründungsstaaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Putins wichtigster Gast allerdings: Chinas Staatschef Xi Jinping (71). Ein Treffen der beiden Autokraten ist für heute geplant. Insgesamt 36 Länder sind laut Putin-Berater Juri Uschakow (77) vertreten. Themen des Treffens sollen die Ukraine und der Nahost-Konflikt sein.

Putin will mit BRICS den G7-Staaten Paroli bieten und „die Vorherrschaft der USA zu brechen“.

Zum ersten Mal will auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan (70) teilnehmen – und die angestrebte Mitgliedschaft festzurren um – so Erdogan – den Westen „ein bisschen eifersüchtig zu machen.“ Eine brisante Entwicklung. Eigentlich ist die Türkei Nato-Mitglied und damit Teil der westlichen Allianz.

Für Russland geht es vor allem um den Aufbau einer Alternative zum westlichen Zahlungssystem Swift, die Umgehung der westlichen Wirtschaftssanktionen sowie den Aufbau einer gemeinsamen Bank. Allerdings: Nicht alle BRICS-Mitglieder folgen dem antiwestlichen Kurs des Kremlchefs. Indien und Brasilien pflegen Kooperationen in viele Richtungen.

Mehrere weitere BRICS-Staaten unterstützen im Ukraine-Konflikt dagegen offen Russland. China liefert waffentaugliche Technologie. China, Brasilien und Südafrika haben eigene sog. Friedensinitiativen gemacht, die allerdings für Kiew unannehmbar sind. Die Vereinigten Arabischen Emirate vermittelten mehrfach den Austausch von Gefangenen.

Der Gipfel in Kasan findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Teile der Stadt sind abgesperrt, Kinder in verlängerte Ferien geschickt, viele Arbeitnehmer ins Home-Office.

Der Westen bemüht sich unterdessen um weitere Hilfen für die von Russland überfallene Ukraine. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte bei einem Besuch in Kiew Militärhilfe im Wert von 400 Millionen US-Dollar. Großbritannien bestätigte seinen Anteil an einem Kredit über 50 Milliarden US-Dollar, abgesichert durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Vermögen. Den Kredit hatten die G7-Staaten im Juni beschlossen.