Wenn das mal kein Ansporn ist …

Vor dem Viertelfinal-Hinspiel des FC Bayern in der Champions League gegen Inter Mailand (1:2) titelte BILD: „Heute kann’s Müller allen zeigen!“

Gemeint war, dass Thomas Müller (35) gegen die Italiener die Chance hatte, allen Bayern-Verantwortlichen zu beweisen, dass ihr Beschluss, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, falsch ist. Und der Fan-Liebling (seit Sommer 2000 im Verein) nutzte diese Möglichkeit bekanntlich!

Am Samstag kann’s Müller Kompany und Kovac zeigen

Nachdem Coach Vincent Kompany (39) den verletzten Jamal Musiala (22/Muskelbündelriss im linken, hinteren Oberschenkel) in der Startelf fürs Hinspiel gegen Inter zunächst überraschend durch den wenig überzeugenden Raphael Guerreiro (31) ersetzte, kam Müller in der 74. Minute ins Spiel.

Die spielende Legende sorgte nur elf Minuten später sensationell fürs zwischenzeitliche 1:1 (85.)!

Der Beleg dafür, dass der Rekordspieler (744 Einsätze für Bayern) entgegen der Meinung von Kompany sowie der sportlichen Leiter Max Eberl (51) und Christoph Freund (47) sehr wohl noch wichtig für den Rekordmeister sein kann.

Eine spannende Ironie des Schicksals: Nur vier Tage später hat Müller im Bundesliga-Klassiker am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Dortmund die Gelegenheit, es gleich ZWEI Trainern zu zeigen – Kompany und Niko Kovac (53)!

Hintergrund: Der heutige BVB-Coach war von Juli 2018 bis November 2019 auch Bayern-Coach, versuchte damals als Erster, die Bank-Rolle von Müller einzuleiten.

Der Kroate setzte nicht mehr immer auf den Weltmeister von 2014. Im Oktober 2019 degradierte er ihn sogar öffentlich zum Notnagel, indem er sagte: „Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen.“ Müller spielte damals deshalb ernsthaft mit dem Gedanken, seinen Herzensverein zu verlassen.

Im Nachgang musste Kovac zurückrudern und erklären: „Die Aussage war mal ein Fehler von mir, ich habe mich falsch artikuliert.“ Die ganze Wahrheit war aber noch gravierender: Der Vor-Vor-Vor-Vorgänger von Kompany hatte sich damals nicht nur unglücklich geäußert, sondern Müller in erster Linie auch noch sportlich völlig falsch eingeschätzt.

Nachdem Kovac im November 2019 gefeuert wurde, wurde die legendäre Nummer 25 der Bayern wieder wichtig und gewann 2020 das Sextuple unter Hansi Flick (60/aktuell mit dem FC Barcelona auf Triple-Kurs).

Nach Müller-Befürworter Flick machten dessen Nachfolger Julian Nagelsmann (37/jetzt Bundestrainer) und Thomas Tuchel (51/jetzt englischer Nationalcoach) die nächsten Anstalten, Müller als unangefochtenen Stammspieler abzusägen. Unter Nagelsmann erkämpfte sich Müller seine Wichtigkeit aber zurück. Unter Tuchel nahm er letztlich als eine Art spielender Co-Trainer eine wichtige Rolle ein.

Kompany ist nun der Trainer, unter dem die Müller-Ära an der Säbener Straße am Saisonende endgültig zu Ende gehen wird. Deshalb bietet sich für Müller am Samstag nun die besondere Chance, vor den Augen von ganz Fußball-Deutschland gleich zwei Trainern zu zeigen, dass er es immer noch auf höchstem Niveau müllern lassen kann.