Sassnitz (Mecklenburg-Vorpommern) – Der manövrierunfähige Tanker „Eventin“, der der sogenannten russischen „Schattenflotte“ zugerechnet wird, soll jetzt die Ostsee verlassen. Wahrscheinlich gegen Abend soll der havarierte Öltanker in Richtung Skagen an der Nordspitze Dänemarks geschleppt werden. Aus eigener Kraft kann das Schiff jedoch seinen jetzigen Standort nicht verlassen. Das teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee mit.
Aktuell sichere ein kommerzieller Schlepper die Position des Schiffes vor dem Stadthafen Sassnitz. Gegen Mittag werde ein weiterer Überseeschlepper den Tanker erreichen.
24 Mitglieder an Bord des Tankers
Seit Sonntag liegt das 274 Meter lange Schiff (Baujahr 2006) mit rund 100.000 Tonnen Öl an Bord, von zwei Schleppern in Position gehalten, etwa rund fünf Kilometer vor der Küste von Sassnitz.
Unterdessen werde sich derzeit auch um die Versorgung der Tankerbesatzung gekümmert. Dieser gehe es momentan den Umständen entsprechend gut, aber an Bord des unter der Flagge Panamas fahrende Tankers mit 24 Besatzungsmitgliedern funktioniere nichts mehr: weder Heizen oder Kochen noch die sanitären Einrichtungen.
Totalausfall der Systeme am Freitag
Der fast 20 Jahre alte Tanker war am Freitag in der Ostsee nördlich von Rügen havariert. Weil es an Bord einen Totalausfall der Systeme gab, trieb das Schiff stundenlang manövrierunfähig in der Ostsee vor Rügen. Warum es den Blackout an Bord gegeben hat, war dem Havariekommando zufolge zunächst unklar.
Rettungsteams gelang es schließlich, am Freitagnachmittag auf hoher See Schleppverbindungen zur „Eventin“ herzustellen. So konnte das Schiff vor die Küste von Sassnitz gezogen werden. Die Wetterbedingungen auf See hatten den Schleppvorgang erheblich verlangsamt, zwischenzeitlich waren die Wellen bis zu vier Meter hoch.
Der Tanker „Eventin“, der Teil der russischen Schattenflotte ist, hatte im russischen Ostsee-Hafen Ust-Luga an der Grenze zu Estland Öl geladen und am 6. Januar abgelegt. Als Zielhafen war Port Said in Ägypten angegeben.
Mit mehr als 100 maroden und schlecht gewarteten Tankern und Frachtschiffen in der russischen Schattenflotte umgeht Russland so die Sanktionen, die wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine gegen sie verhängt wurden.