Erst hat ihn das Parlament aus dem Amt gejagt, jetzt droht ihm eine Gefängniszelle: Südkorea hat Haftbefehl gegen Präsident Yoon Suk Yeol (64) erlassen.
Das zuständige Gericht in Seoul bewilligte den Antrag der Ermittler am Dienstagmorgen (Ortszeit). Yoon war wegen der kurzzeitigen Ausrufung des Kriegsrechts dreimal zur Befragung vorgeladen worden, weigerte sich aber, zu erscheinen – zuletzt am Sonntag.
Gegen Yoon ermitteln die Staatsanwaltschaft sowie ein gemeinsames Team aus Polizei, Verteidigungsministerium und Antikorruptionsbehörde. Sie prüfen die Umstände der umstrittenen Ausrufung des Kriegsrechts.
Yoons Anwälte hatten den beantragten Haftbefehl am Montag als „ungerechtfertigt“ bezeichnet. Laut dem Gesetz könne ein amtierender Präsident nicht wegen Machtmissbrauchs belangt werden.
Der mittlerweile suspendierte Yoon hatte angesichts eines Haushaltsstreits am 3. Dezember überraschend das Kriegsrecht verhängt und damit das In- und Ausland aufgeschreckt. In einer dramatischen Sitzung nutzt das Parlament jedoch sein Vetorecht; dort dominiert die Opposition, die Yoon Verfassungsbruch vorwirft. Er hob das Kriegsrecht nach wenigen Stunden wieder auf, wurde aber dennoch suspendiert.
Die schweren Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: Yoon soll das Militär angewiesen haben, bei Bedarf Waffen einzusetzen, um die Erstürmung des Parlaments zu ermöglichen. Das geht laut der Agentur AFP aus dem zehnseitigen Ermittlungsbericht hervor. Yoons Anwalt wies den Inhalt zurück.
Südkorea erlebt Massenproteste und die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten. Die Spannungen verschärften sich vergangene Woche weiter, als das Parlament dafür stimmte, auch Yoons Nachfolger, Interimspräsident Han Duck Soo, des Amtes zu entheben. Die Opposition hatte die Abstimmung mit der Begründung beantragt, dass Han sich geweigert habe, das Amtsenthebungsverfahren von Yoon abzuschließen. An Hans stelle rückte Finanzminister Choi Sang Mok.