Krise? Welche Krise?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (55, Grüne) hat die Energiekrise in Deutschland kurzerhand für beendet erklärt. Bei einem Bürgerdialog in Osnabrück (Niedersachsen) sagte er: „Das russische Gas fehlt nicht mehr …“

Habeck: „Es gibt keine Gas-Mangellage mehr“

Die Gasspeicher seien längst gefüllt, alle Vorgaben seien eingehalten. „Es gibt keine Gas-Mangellage mehr“, sagte Habeck im Gespräch mit Lesern der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, über das die WELT (gehört wie BILD zu Axel Springer) berichtet.

Die Aussagen des Vizekanzlers verwundern: Denn offiziell befindet sich Deutschland noch immer in der sogenannten Alarmstufe des Gasnotfallplans. Die war im Juni 2022 ausgerufen worden, nachdem Russland seine Gaslieferungen gedrosselt hatte, um nach seinem Einmarsch in die Ukraine Druck auf Deutschland auszuüben. Diese Alarmstufe gilt offiziell bis heute.

Und – auch wenn es ohne Gas aus Russland nicht zu Ausfällen in der Energieversorgung kam – liegen die Preise noch immer deutlich über Vorkriegsniveau. Das gab auch Habeck in Osnabrück zu, meinte aber: „Die Preise sind höher, das ist so für Gas, aber nicht, weil wir eine Knappheit haben.“

Dass die Preise sogar im Sommer steigen, in denen in Europa kaum geheizt wird, habe vor allem an den extrem hohen Temperaturen in Asien und in Teilen Europas gelegen, führt Habeck im Plauderton weiter aus: Da hätten nämlich „die Klimaanlagen die ganze Zeit geballert“. Daran sehe man, „dass die globale Erwärmung an ganz unerwarteten Stellen einen preistreibenden Effekt hat“.

Er gehe aber davon aus, dass der Gaspreis wieder sinken werde, weil das Angebot für Flüssiggas wächst. Am Ende werde er „moderat über den Preisen der Vor-Covid-Jahre liegen“. Das wiederum liege daran, dass Flüssiggas eben schwieriger zu transportieren sei als Gas aus der Pipeline.

Und damit, meint Habeck, müssten die Unternehmen nun kalkulieren, das betreffe schließlich ganz Europa.