Gütlich getrennt, und alle Partner sind zufrieden

Der Axel-Springer-Konzern wird aufgespalten. Die
Gesellschafter haben sich darauf geeinigt, das Kleinanzeigengeschäft, zu dem
Onlineportale wie Stepstone gehören, von den journalistischen Marken des
Konzerns zu trennen. Dadurch erhalten Friede Springer und Mathias Döpfner mit
gemeinsamen Anteilen über 98 Prozent erstmals alleinige und volle Kontrolle
über das Mediengeschäft des Konzerns, allen voran über und sowie über
die US-amerikanischen Onlinemedien und . Auch bisher hatten
die Großaktionärin Friede Springer und ihr Vorstandschef Mathias Döpfner
entscheidenden Einfluss, doch sie besaßen keine Aktienmehrheit. Das ändert sich
nun. Axel Springer wird „wieder ein Familienunternehmen“, wie Friede Springer
mitteilen lässt
.

Die hatte schon im Juli darüber berichtet,
dass eine Aufspaltung des Konzerns diskutiert werde. Bisher war jedoch unklar, ob
der Deal tatsächlich zustande kommen oder an unterschiedlichen
Preisvorstellungen der Verhandelnden scheitern würde. Eine endgültige
Vereinbarung steht zwar noch aus, die Aufspaltung soll aber bis Mitte nächsten
Jahres über die Bühne gehen.

Es ist der vorläufige Endpunkt einer Entwicklung, die vor
mehr als 20 Jahre begonnen hat. Die Aufspaltung verschafft dem Medienmanager
Döpfner mehr unternehmerische Freiheit im ursprünglichen Kerngeschäft von Axel Springer. Doch sie setzt den Konzern auch unter Druck. Wird er ohne das
wachstumsstarke Kleinanzeigengeschäft auskommen?

Aktuell hat der Konzern noch sieben Aktionäre: Da ist
zunächst Friede Springer, sie hält gemäß den aktuell verfügbaren Daten 22,5
Prozent der Aktien und ist die Witwe des Unternehmensgründers Axel Cäsar
Springer. Zwei Nachkommen aus einer früheren Ehe des Gründers verfügen zusammen über
sechs Prozent, die Friede Springer Stiftung über ein Prozent der Anteile.
Weitere 22 Prozent gehören Vorstandschef Mathias Döpfner. Die übrigen
Anteilseigner sind der Finanzinvestor KKR (35,6 Prozent) und der kanadische
Pensionsfonds CPPIB (12,9 Prozent).

Um ihr Ziel zu erreichen, lösen die bisherigen Aktionäre
etwa drei Viertel des Unternehmens aus dem Springer-Konzern heraus: Nicht mehr
dazu gehören werden eben die europäische Suchmaschine für Stellenanzeigen
Stepstone und eine ebenfalls internationale Plattform für Immobilienverkäufe
(Aviv). Beide sind äußerst profitabel und sie gehen mehrheitlich an den
Finanzinvestor KKR sowie an den Pensionsfonds CPPIB. Im Gegenzug ziehen sich
diese beiden bisherigen Anteilseigner aus dem Mediengeschäft zurück und überlassen
es Friede Springer, Mathias Döpfner und Axel Sven Springer, einem Enkel des
Firmengründers, der nun noch zwei Prozent hält.

Es sei eine einvernehmliche Trennung, heißt es aus
Unternehmenskreisen. Der Investor Henry Kravis, Mitbegründer und
Co-Vorsitzender von KKR, spricht von einem „natürlichen nächsten Schritt“ und
einem „großartigen Ergebnis für alle beteiligten Stakeholder.“

Aus mehreren Gründen ist es auch ein historischer Moment für
die deutsche Medienlandschaft. Das fängt schon mit der schieren Größe an. Nie
zuvor hat es einen solchen Deal gegeben. Er bewertet den Springer-Konzern mit
13,5 Milliarden Euro. Damit hat sich der Wert des Unternehmens innerhalb von
nicht einmal sechs Jahren verdoppelt, und für diese Entwicklung sind vor allem
die digitalen Plattformen (Jobs, Immobilien) verantwortlich, die nun
herausgetrennt werden und mit rund zehn Milliarden Euro in den Büchern stehen.

Dieser hohe Wert ist ein persönlicher Erfolg für Mathias Döpfner und bestätigt seine Strategie über die vergangenen 20 Jahre: Damals
hatte der Vorstandschef begonnen, in digitale Plattformen zu investieren, zu
einer Zeit, als andere noch längst nicht daran geglaubt haben, dass freie
Stellen und Wohnungen einmal im Internet millionenfach vermittelt werden würden
– und dass sich damit Geld verdienen ließe. Unter Döpfners Leitung verkaufte
der Verlag sogar mehrere Regionalzeitungen, Zeitschriften und andere Beteiligungen,
um Stepstone und Aviv international auszubauen.

Als schließlich der Finanzinvestor KKR und der kanadische
Pensionsfonds CPPIB im Jahr 2019 knapp die Hälfte von Springer übernommen
haben, verschafften sie Döpfner letztlich den finanziellen Spielraum, sein
Mediengeschäft in den USA auszubauen: Springer übernahm und und hätte kurz zuvor noch lieber das erworben. Doch Döpfner unterlag in einem Wettbieten.

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