In Zukunft will das Grimme-Institut seine Arbeit ohne den Förderverein fortsetzen. Das teilte Institutsdirektorin Çiğdem Uzunoğlu bei der Verleihung der Grimme Online Awards mit. Der Schritt werde auf operativer und logistischer Ebene umgesetzt.
Hintergrund ist die aberkannte Ehrung der Aktivistin und Medienkritikerin Judith Scheytt durch den Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises. Der Förderverein des Grimme-Instituts hatte Scheytt zu Jahresbeginn für ihre medienkritische
Beschäftigung mit der deutschen Nahost-Berichterstattung zunächst ausgezeichnet. Anfang September gab der Verein bekannt, Scheytt die Ehrung abzuerkennen, da ihre Beiträge auf Instagram angeblich eine systematische Verzerrung des Nahostkonflikts darstellten.
Drei Jurymitglieder hielten an Auszeichnung fest
Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit hatte Kritik an Scheytts Beiträgen geäußert. Der Förderverein hatte daraufhin die Arbeiten erneut untersucht und der Medienkritikerin eine terminologische Verharmlosung von Terror-Gewalt, die
antisemitische Narrative fördere, vorgeworfen. Zuvor hatte der Verein die Aktivistin für ihre „neue und wahrhaft zeitgemäße
Form der Medienpublizistik“ gelobt.
Scheytt wies die Antisemitismusvorwürfe zurück und bezeichnete die Analyse als unwissenschaftlich. Drei der sechs Jurymitglieder hatten an der Auszeichnung festgehalten. Aus Protest gegen die Aberkennung des Preises hatten mehrere Preisträger
ihre Auszeichnungen sowohl vom Grimme-Institut als auch vom
Förderverein zurückgegeben.
„Weder ich noch das Institut haben Einfluss genommen“
Kritiker hatten Uzunoğlu vorgeworfen, in dem Konflikt geschwiegen zu
haben und damit externe Einflussnahme auf eine unabhängige Jury
toleriert und das
Ansehen des Instituts beschädigt zu haben. „Weder ich noch das Institut haben Einfluss
genommen oder Druck gemacht“, sagte die Grimme-Direktorin bei der Verleihung der Online Awards. Sie warf dem Förderverein vor, mit der Aberkennung einen Fehler begangen zu haben, da der Vorstand in die Arbeit einer unabhängigen Jury eingegriffen habe.
Der Verein wurde 1989 in Marl gegründet und arbeitet unabhängig vom Institut mit einem eigenen Vorstand. Zudem vergibt der Verein den Donnepp Media Award, der früher als Bert-Donnepp-Preis
für Medienpublizistik bekannt war. Im kommenden Jahr soll der Award pausieren.
