Da kann die Grünen-Politikerin von Glück reden, dass es bei der Bundestagswahl keine Fünf-Prozent-Hürde für Spitzenkandidaten gibt!
23 Wahlkreis-Gewinner bekommen kein Bundestags-Mandat, obwohl ihnen die Wähler in ihrer Region das größte Vertrauen ausgesprochen haben. Selbst einige Kandidaten mit Ergebnissen von über 30 Prozent gucken in die Röhre.
Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (58) hingegen hat in ihrem Thüringer Wahlkreis 192 (Erfurt – Weimar – Weimarer Land II) als Direktkandidatin am Sonntag nur 3,1 Prozent der Erststimmen bekommen. Trotzdem zieht sie in den Bundestag ein!
Warum das?
Landesliste rettet Göring-Eckardt
Die Thüringer gaben Göring-Eckardt nur 5458 von insgesamt 176.031 Stimmen. Damit hat sie im Vergleich zur letzten Bundestagswahl drei Viertel ihrer Zustimmung eingebüßt und wurde hinter Linke, AfD, CDU und SPD nur Fünftplatzierte.
▶︎ Was hat Göring-Eckardt nun gerettet? Ihr erster Platz auf der Landesliste, die ihre Partei vor der Wahl aufgestellt hat. Da die Grünen in Thüringen 4,2 Prozent der Zweitstimmen geholt haben, darf der Landesverband zumindest seine Spitzenkandidatin nach Berlin in den Bundestag schicken.
Kein Einzelfall: Auch der Ostbeauftragte der Bundesregierung kam mit einem blauen Auge davon. Der Thüringer SPD-Politiker Carsten Schneider (49, SPD) rutschte im Vergleich zur letzten Bundestagswahl von 24,4 auf 7,9 Prozent der Erststimmen ab, wurde im Wahlkreis 192 nur Vierter. Aber auch er war über die Landesliste abgesichert und behält sein Bundestagsmandat.
Nach neuem Wahlrecht reicht es für einen Kandidaten nicht mehr aus, nur den Wahlkreis zu gewinnen. Zusätzlich muss die Partei genug Zweitstimmen holen.
CDU wütet gegen neues Wahlrecht
Diese sogenannte Zweitstimmendeckung hatte die ehemalige Ampel-Regierung eingeführt. Sie soll unter anderem die Begrenzung des Bundestags auf 630 Sitze garantieren.
▶︎Die Neuerung betrifft vor allem die CDU mit 15 traurigen Wahl-Gewinnern. Außerdem trifft es vier Kandidaten der AfD, drei der CSU und eine Kandidatin der SPD.
In Baden-Württemberg gibt es gleich sechs Betroffene, in Hessen fünf, in Bayern und Rheinland-Pfalz je drei. Jeweils einmal gehen Wahlsieger in Bremen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein leer aus.