Volkswagen-Wumms: Mitten in den Tarifverhandlungen sind IG Metall und VW-Betriebsrat bereit, die geforderte Gehaltserhöhung von sieben Prozent zu vertagen – und stattdessen in einen Zukunftsfonds einzuzahlen. Das gelte auch für Bonuszahlungen.
Gleichzeitig forderten VW-Konzernbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo (49) und Thorsten Gröger (55), Landesbezirksvorsitzender der IG Metall Niedersachsen, auf betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen zu verzichten.
Auch der Vorstand müsse seinen Anteil an den Kostenersparnissen bringen. Dies gelte ausdrücklich auch für deren Bonusansprüche. Ebenso seien die Aktionäre zu Einsparungen aufgefordert. „Ohne diese Beiträge wird es keine Bereitschaft der Beschäftigten geben“, betonte Cavallo am Mittwoch in Wolfsburg.
Seit September fordern die Gewerkschaften eine konkrete Gesamtkonzeption für alle Volkswagen-Standorte.
„Verschließen uns nicht dem Personalabbau“
▶︎ „Wir sehen sehr viele Stellschrauben, an denen wir drehen können, um die Kosten zu senken, ohne gleich ganze Standorte infrage zu stellen“, sagte Cavallo im September. Bisher blieb der Konzern jedoch ein solches Zielbild schuldig. Zwar sehe sie Überkapazitäten und Personalüberhänge. „Wir verschließen uns nicht dem Personalabbau“, erklärte sie am Mittwoch. Gleichzeitig forderte sie sozialverträgliche Instrumente.
Gröger sprach von „Personalanpassungen ohne betriebsbedingte Kündigungen“. Über einen „Zukunftsfonds“, bei dem Arbeitszeit in einen Fonds fließen würden, könnten 6000 Vollzeit-Stellen über die Zeit gerettet werden. „Das ist keine Nullrunde, auch keine Quasi-Nullrunde“, betonte er. Dennoch könnten durch die Vorschläge Arbeitskosten von 1,5 Milliarden Euro eingespart werden.
Ziel sei es, Standorte, Auslastung und Beschäftigung langfristig abzusichern. Lohnkürzungen, Werksschließungen und Entlassungen lehnt die IG Metall entschieden ab.
Zuletzt hatte der Vorstand von Volkswagen Pkw Werksschließungen in Deutschland nicht ausgeschlossen. Dies habe aber trotzdem Auswirkungen auf die übrigen Standorte, bei denen ebenfalls betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen seien. „Wir brauchen Sicherheit, dass alle Standorte eine Perspektive bekommen“, sagte Gröger.
„Fehlentscheidungen des Vorstands in der Vergangenheit“
„Niemandem liegt die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens so sehr am Herzen wie den Beschäftigten selbst“, erklärten Cavallo und Gröger. „Verursacht durch die Fehlentscheidungen des Vorstands in der Vergangenheit, schwache Konjunktur und schwierige Rahmenbedingungen für den Hochlauf der Elektromobilität sehen auch die IG Metall und Gesamtbetriebsrat Handlungsbedarf, insbesondere in den nächsten beiden Jahren.“
Der Konzern müsse zudem Doppelarbeiten der einzelnen Marken abbauen. „Wir müssen Synergien schaffen und nicht Dinge doppelt und dreifach entwickeln und so Geld verbrennen“, so Cavallo. „Wir fordern daher eine Neujustierung des Steuerungsmodells im Konzern mit einer klaren Fokussierung auf die Marke Volkswagen. Die Marke Volkswagen ist und bleibt der Kern des Volkswagen-Konzerns.“
Am Donnerstag treffen sich Volkswagen und Arbeitnehmer in Wolfsburg zur dritten Runde der Tarifverhandlungen. Gröger: „Wir erwarten jetzt, dass vom Vorstand ebenfalls Bewegung kommt.“