Erst schmissen die Grünen-Chefs in dieser Woche plötzlich hin. Wenige Stunden später kündigte der „Grüne Jugend“-Vorstand an, die Partei zu verlassen. Nun kam es in einer internen Video-Schalte zur Schlammschlacht zwischen den Noch-Chefs der Jugendorganisation und 400 zugeschalteten Mitgliedern.

BILD dokumentiert, wie es bei den jungen Grünen drunter und drüber ging.

Bundessprecherin Katharina Stolla (26) und Vorstandsmitglied Magdalena Schulz (25) holten zunächst weit aus, erklärten mit dramatischen Worten („viele Menschen haben kaum noch Hoffnung“, „massiver Rechtsruck“), warum sie zurücktreten und die Grünen verlassen werden.

Manche Mitglieder zeigten Verständnis und lobten den Mut der Chefinnen. Aber es hagelte auch Kritik und Beschimpfungen. Manche kamen gar nicht zu Wort, einer hielt das Bild „Shame, shame, shame“ („Schande“) in die Kamera.

So rechneten die Jung-Grünen mit ihren Chefinnen ab

▶ „Ich bin jetzt ein bisschen gefasster als heute Morgen, aber das war schon ein wilder Ritt. Ich muss ehrlich sagen, ich finde die Sache, wie sie gerade läuft, alles andere als gut (…) Ihr seid in einer Verantwortungsposition für diesen Verband und in der Hinsicht finde ich einfach despektierlich, wie ihr diese Sache gerade führt.“

▶„Geht mit Gott, aber geht!“

„Spielt Nazis in die Karten“

▶ „Ich bin trotz alledem der Meinung, dass das definitiv zu einer Spaltung der Grünen Jugend führen wird oder auch vielleicht schon geführt hat. Man sieht ja jetzt schon, dass Landesverbände ausgetreten sind und ich denke, dass das sehr schwierig ist aus einer linken Position. Denn diese Entscheidung beflügelt nur den Rechtsruck. Und man muss jetzt einfach mal schauen, dass Jugendorganisationen wie der ‚Junge Alternative‘, also den Nazis, total in die Karten spielt, dass die Grüne Jugend total nach außen hin aufgespalten ist.“

„Blöd, dass ihr auf Medientour geht“

▶ „Wir sind alle unzufrieden mit dem, was die grüne Partei macht. (…) Ich finde, das ist schlecht für die politische Landschaft in Deutschland. Nicht weil ihr ausgetreten seid, sondern auf die Art und Weise, wie ihr das gemacht habt (…) Einfach richtig, richtig feige und ich finde das richtig, richtig blöd von euch. Und ich bin extrem enttäuscht.“

„Erwarte, dass ihr euch nicht mehr öffentlich äußert“

▶ „Ich kann die verständnisvollen Stimmen hier nicht verstehen. Deswegen falle ich mit der Tür ins Haus. Ich erwarte, dass ihr euch nicht mehr öffentlich äußert. Wenn ich mir die mediale Berichterstattung heute angucke, hattet ihr die Möglichkeit, euren Standpunkt klarzumachen. Und ich finde nicht, dass ihr die Aufmerksamkeit, die euch geschenkt wird, weil ihr Grüne-Jugend-Ämter innehabt, dafür nutzen könnt, den Grünen massiv zu schaden.“

„Ich habe euch vertraut“

▶ „Ich schließe mich aber der Kritik absolut an, wie ihr das Ganze gemacht habt. Wie ihr auch jetzt aus meiner Sicht die Reichweite mit euren Ämtern nutzt. (…) Das finde ich absolut nicht in Ordnung. Ich war auf dem letzten Bundeskongress und ich kann auch sagen, ich habe jeder einzelnen Person aus diesem Bundesvorstand meine Stimme gegeben. Ich habe euch vertraut, obwohl ich durchaus meine Zweifel hatte, ob die Strategie, die ihr da so vorgeschlagen habt, funktionieren wird. Ich habe auch in den ganzen Kampagnen, in den ganzen Strategien, obwohl ich nicht immer hundertprozentig dahinterstand, meine Zeit und meine Energie gegeben.“

Während die Grünen im November einen neuen Vorstand in Wiesbaden küren werden, steht bei der Grünen Jugend noch keine Nachfolge fest. Die Jugendorganisation steht nach der Schlammschlacht-Konferenz mitten im Scherbenhaufen.

Nach dem Bundesvorstand tritt auch bei der Grünen Jugend in Bayern der komplette Landesvorstand aus acht Mitgliedern zurück, wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtet.