Am vergangenen Donnerstag um zehn Uhr morgens erfuhr ich, dass mir der Urheberrechtsverband Acum den Preis für das Lebenswerk verliehen hat. „Preis für das Lebenswerk? Du bist noch nicht einmal sechzig“, sagte meine Frau. „Kommt dir das nicht komisch vor?“ – „Vielleicht“, sagte ich, „aber vielleicht reden wir besser noch nicht darüber oder so. Am Ende nehmen sie mir den Preis wieder weg.“
Siebzehn Stunden später, als mich die aufrüttelnden Nachrichten über Bombardierungen in Natanz und Raketen auf Tel Aviv weckten, klang die Idee eines Preises für das Lebenswerk in jungen Jahren schon etwas weniger abwegig. Da sitzen Shira und ich also wieder im Flur unserer Wohnung (wir wohnen in einem alten Haus ohne Schutzraum), lauschen dem Dröhnen der Explosionen und versuchen, uns an die guten Zeiten zu erinnern, in denen wir uns, statt in absoluter Passivität auf die nächsten Einschläge zu warten, damit zu beschäftigen wussten, kreative Meinungsverschiedenheiten über allen möglichen Unsinn auszutragen: wie die Spülmaschine zu bedienen sei, wie man ein Kind erzieht und auf welche Temperatur wir die Klimaanlage einstellen sollen.
Es ist fünf Uhr morgens, und abermals sitze ich auf dem Boden des Flurs. Diesmal hört sich die Explosion besonders stark an. In einigen Tagen soll eine neue Kolumne in meinem Newsletter erscheinen. Ich hatte etwas darüber geschrieben, wie Lev zum ersten Mal die öffentliche Toilette im Einkaufszentrum benutzte und ihm beim Runterspülen eine philosophische Erkenntnis kam. Aber nun erscheint mir jegliche Koketterie mit einer naiven und etwas stinkenden Vergangenheit ganz deplatziert. Eine der Raketen schlug genau an dem Ort ein, wo meine Frau und ich jede Woche gegen den Krieg in Gaza demonstrieren.
Jene Raketen aus dem Iran erinnern mich nun daran, dass es im Gegensatz zu dem unnötigen und grausamen Krieg in Gaza, auf dessen zielloser Fortsetzung Bibi Netanjahu beharrt, auch andere Kriege gegen echte und mächtige Feinde gibt, die unsere Existenz wirklich bedrohen. Während wir zusammengedrängt neben der Eingangstür unseres vom Widerhall der Detonationen erbebenden Hauses kauern, bleibt uns nichts, als zu hoffen, dass wir, so wie wir stets die Kriege zu gewinnen wussten, die wir gewinnen mussten, vielleicht endlich lernen werden, jene Kriege zu beenden, die uns außer andauerndem Töten und Leid in keiner Hinsicht weiterbringen.