Der frühere Chef des Fernsehsenders RTL, Helmut Thoma, ist tot. „In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Ehemann und
Vater, Prof. Dr. Helmut Thoma, in seiner Geburtsstadt Wien überraschend
an Herzversagen verstorben ist“, teilte seine Familie der österreichischen
Nachrichtenagentur APA mit. Er starb demnach bereits an seinem 86. Geburtstag Anfang Mai.
Thoma war über
Umwege in die Medienbranche gekommen. Der gebürtige Wiener absolvierte zunächst
eine Molkereilehre, studierte dann Jura und stieg als Justiziar beim
Österreichischen Rundfunk (ORF) ein. Nach einer
Tätigkeit bei einer RTL-Werbetochter und beim Hörfunk wurde Thoma 1984 Direktor
der deutschen Programme von RTL und RTL plus.
Ab 1991 war Thoma der alleinige Geschäftsführer von RTL. In dieser Zeit machte er RTL zum erfolgreichsten kommerziellen Fernsehsender Deutschlands und nahm Thomas
Gottschalk, Hans-Joachim Kulenkampff und Karl Dall unter Vertrag. 1998 musste Thoma die Geschäftsführung gegen seinen Willen aufgeben.
„Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“
Kritiker
bemängelten Gewalt und Sex im RTL-Programm, doch Thoma argumentierte mit
hohen Einschaltquoten und Werbeeinnahmen. Bekannt wurde er in diesem Zusammenhang mit dem Satz „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“. Zu seinen Erfolgen gehören der Start der Daily Soap und der Kauf der Übertragungsrechte für die Formel 1. Zugleich verstärkte er das
Informationsangebot, auch um Imageprobleme abzuwenden.
1989 wurde
Thoma als Medienmann des Jahres ausgezeichnet. 1990 erhielt er die Goldene Kamera, zwei Jahre
später den Deutschen Medienpreis und 1994 den Emmy Award der
US-National Academy of Television, Arts and Sciences. Der frühere
Sat.1-Programmchef Fred Kogel nannte ihn einst den „König des deutschen
Privatfernsehens“.
Molkereilehre und Jurastudium
Nach seiner
Karriere bei RTL blieb Thoma lange als Medienexperte gefragt und arbeitete als Medienberater für Nordrhein-Westfalens
damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD).
Thoma war mehrmals
verheiratet, unter anderem mit seiner früheren Assistentin Daniele Milbert.