Frontex registriert 2024 starken Rückgang irregulärer Einreisen

Die EU-Grenzschutzorganisation Frontex hat 2024 einen starken Rückgang irregulärer Einreisen verzeichnet. Gemäß den Angaben der Behörde gab es im vergangenen Jahr 239.000 Grenzübertritte, die von Frontex erfasst wurden. Das waren 146.000 weniger als 2023, ein Rückgang um 38 Prozent.

Die Werte liegen damit nach einem stetigen Anstieg in den vergangenen Jahren erstmals wieder auf dem Niveau von 2021, als die Coronapandemie das Reisen einschränkte.

Der Rückgang geht vor allem auf zwei Routen zurück. So sank besonders die Zahl der Ankünfte in Italien aus Tunesien und Libyen um fast 60 Prozent auf 66.800. Grund sei hier „eine bessere Zusammenarbeit mit den nordafrikanischen Ländern, insbesondere Tunesien“, sagte Frontex-Exekutivdirektor Hans Leijtens. Mit dem Land hatte die EU Mitte 2023 ein Abkommen geschlossen, das auch die Eindämmung der Migration umfasste.

Noch stärker war der Rückgang mit 78 Prozent auf der Westbalkanroute, wo Frontex 21.500 irreguläre Grenzübertritte verzeichnete. Leijtens führte das „zum großen Teil auf die verschärfte Visumspolitik und die enge Zusammenarbeit mit Frontex“ zurück. Die Länder des Westbalkans seien bestrebt, sich an EU-Standards anzupassen, was strengere Grenzkontrollen und ein besseres Migrationsmanagement, etwa bei der Visavergabe, mit sich bringe. 

Tausende ukrainische Männer reisen irregulär ein

Gestiegen sind die Zahlen hingegen auf der östlichen Mittelmeerroute zwischen der Türkei und Griechenland mit einem Plus von 14 Prozent auf 69.400 sowie bei der Migration auf die Kanaren, wo mit 47.000 und einem Anstieg von 18 Prozent ein Höchstwert verzeichnet wurde. 

Nahezu eine Verdreifachung registrierte Frontex an den Grenzen zu Belarus und der Ukraine: Mit 17.000 Grenzübertritten stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 192 Prozent. Davon geht nur ein kleiner Teil, nach Frontex-Angaben etwa 20 Prozent, auf die gezielte, etwa von der belarussischen Regierung unterstützte Schleusung von Migranten aus Afrika zurück. 

„Die Zunahme der irregulären Grenzübertritte an der östlichen Landgrenze ist in erster Linie auf ukrainische Männer zurückzuführen, die sich der Wehrpflicht entziehen, indem sie zwischen den offiziellen Kontrollpunkten hindurchgehen“, sagte Leijtens. Allein aus der Ukraine seien 14.200 irreguläre Einreisen registriert worden.

Flüchtlinge aus der Ukraine haben in der EU zwar einen besonderen Schutzstatus, doch sie kommen nur irregulär über die Grenze, da sie sonst von Grenzbeamten aufgehalten werden: Nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine verbot das Land Männern im Wehralter die Ausreise mit nur wenigen Ausnahmen.

Zehn Prozent sind Frauen, 16 Prozent minderjährig

Auf allen Fluchtrouten zusammengenommen stellten Syrer ebenso wie im Vorjahr die größte Gruppe. Doch auch bei ihnen sank die Zahl der irregulären Grenzübertritte stark von 107.800 auf 45.200. An zweiter Stelle lagen Afghanen mit 18.200 Übertritten, an dritter Menschen aus Mali mit 15.700 irregulären Einreisen. 

Der Anteil Minderjähriger an den Eingereisten lag bei 16 Prozent, nach 13 Prozent im Vorjahr. Den Frauenanteil beziffert Frontex auf zehn Prozent – wobei zwei Drittel von ihnen allein über die östliche Mittelmeerroute kamen.

Grund dafür seien die Gefahren auf den anderen Routen, teilte Frontex mit. „Die Seeüberfahrten, die gewöhnlich von organisierten kriminellen Netzwerken orchestriert werden, stellen weiterhin eine extreme Gefahr für Migranten dar“, schrieb die Behörde. Der Internationalen Organisation für Migration zufolge starben im vergangenen Jahr schätzungsweise 2.300 Menschen auf dem Meer bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen.