Sylt/Helgoland – Große Sorge an Nord- und Ostsee! Der beschädigte und nicht mehr voll manövrierfähige Frachter „Ruby“ (183 Meter) mit rund 20 000 Tonnen explosivem Ammoniumnitrat an Bord setzt seine gefährliche Reise fort. Nach der Verweigerung der Aufnahme im litauischen Hafen Klaipeda steuert das Schiff nun südwärts ins Mittelmeer. Ziel: Marsaxlokk auf Malta, geschätzte Ankunft am 6. Oktober.

Frachter wird mit Sorge vor Sylt erwartet

Am Montag änderte die Besatzung kurz nach Mittag ihren Kurs. Nun schipperte die „Ruby“ am Dienstag vor Sylt vorbei, wie auf Websites von Trackingdiensten zu sehen ist. „Wir sind über den Kurs des Schiffes im Austausch mit dem maritimen Sicherheitszentrum in Cuxhaven“, sagt Torsten Tamm, Sprecher der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt zu den „Kieler Nachrichten“.

Polizei mit mehreren Schiffen in Alarmbereitschaft

Mit langsamen neun Knoten geht es für die „Ruby“ voran. Die Bundespolizei hält die Schiffe „Bad Düben“ und „Potsdam“ in Alarmbereitschaft, das Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven das Mehrzweckschiff „Neuwerk“. Vor Helgoland steht der Notfallschlepper „Nordic“ in Bereitschaft.

„Wenn es zu einer Großschadenslage kommt, dann sind wir bereit“, so Benedikt Spangardt vom Havariekommando zu den „Kieler Nachrichten“. „Gegenwärtig ist es aber eine Aufgabe für die Verkehrsüberwachung.“

Ammoniumnitrat führte zu Explosions-Katastrophe in Beirut

In den Laderäumen der „Ruby“ befinden sich rund 20 000 Tonnen des Düngemittelgrundstoffs Ammoniumnitrat, das überwiegend in Russland hergestellt wurde. Der Stoff gilt als Auslöser der Katastrophe im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut im August 2020, bei der mehr als 200 Menschen von der Explosion getötet und Tausende verletzt wurden.

Keiner will das Schiff haben

Am 22. August stieß die „Ruby“ im russischen Hafen Kandalaksha in See. Ziel: Kanarische Inseln. Doch kurz nach dem Auslaufen geriet der unter maltesischer Flagge fahrende Frachter in einen schweren Sturm vor der norwegischen Küste und erlitt Schäden am Ruder. Seitdem ist er nur bedingt manövrierfähig.

Wegen zu hoher Kosten zurück nach Malta

Nachdem mehrere Häfen den Frachter abgewiesen hatten, sollte das havarierte Schiff zwischenzeitlich ins litauische Klaipėda (vormals Memel) fahren, hätte dafür aber durch den Großen Belt in der Ostsee zwischen Dänemark und Deutschland gemusst. Doch die dänischen Behörden verhängten Auflagen, die mit zusätzlichen Kosten verbunden gewesen wären.

Um diese zu umgehen, wurde von der in Dubai ansässigen Reederei nun Malta als neuer Zielhafen festgelegt, wo das Schiff registriert ist. Vor dem Skagerrak in der Nordsee wurde die Route am Montag geändert. Am Dienstag schipperte die „Ruby“ daher an Sylt vorbei. Derzeit ist es sich etwa 185,2 Km entfernt von Sylt.

Frachter auch von Malta abgewiesen

Nach aktuellen Informationen soll nun auch Malta der „Ruby“ die Einfahrt verweigert haben. Das Schiff dürfe nur dann in einen maltesischen Hafen einlaufen, wenn es zuvor seine Ladung entladen habe, teilte die Verkehrsbehörde in Valletta mit.