Es ist eine Schicksalswahl. Für Georgien geht es um die Frage: EU oder Putin. Gewinnt die Regierungspartei „Georgischer Traum“, könnte sich das Land stärker Russland annähern.
Dagegen macht besonders die Jugend des Landes mobil. Viele Hoffnungen liegen auf Sopo Japaridze (36), die Vorsitzende der Partei „Vereinte nationale Bewegung“.
Seit sie sich im Mai mit den Flaggen der EU und Georgiens vor schwer bewaffnete Polizeieinheiten stellte, ist die Mutter von drei Kindern das Gesicht des Widerstands. In BILD spricht sie über ihren Einsatz für die europäische Zukunft ihres Landes.
Pro-Putin-Regierung rechnet mit Sieg
Rund 3,5 Millionen Georgier im In- und Ausland sind zur Wahl aufgerufen. Geöffnet sind die Wahllokale bis 20 Uhr (Ortszeit). Aussagekräftige Ergebnisse werden am späten Samstagabend erwartet – und die Chance auf einen Wahlsieg der Pro-Europäer stehen nicht gut.
Die Regierung rechnet mit einem deutlichen Sieg. „Unsere Prognose ist optimistisch, wir erwarten von der Bevölkerung 60 Prozent der Stimmen“, sagte Regierungschef Irakli Kobachidse der Nachrichtenagentur Interpressnews zufolge bei der Stimmabgabe.
Japaridze will „Georgischen Traum“ beenden
Japaridze ist dennoch zuversichtlich: „Wir bereiten uns auf Veränderungen und den Sieg vor, der unvermeidlich ist“, sagt sie. Die Zeit der aktuellen Regierung in Georgien gehe zu Ende. „Ich treffe von morgens bis abends Tausende Menschen. Gespräche mit ihnen geben mir Anlass zu der Annahme, dass es unvermeidlich ist, den ‚Georgischen Traum‘ zu beenden.“
Besonders die junge Generation gibt ihr Hoffnung. „Dies ist eine sternenklare Generation, die man nicht täuschen kann“, sagt Japaridze. „Ich stehe ihnen sehr nahe, seit wir gemeinsam gegen das sogenannte Transparenzgesetz protestiert haben.“
Die Hoffnungsträgerin ist sich sicher: „Diese Generation wird niemals zulassen, dass das russische Regime im Land regiert!“
Sohn will als Erwachsener das Land verlassen
Ein einschneidender Moment für die Politikerin war ein Gespräch mit ihrem Sohn (14). „Als er sagte, dass er kaum erwarten kann, erwachsen zu werden, um das Land zu verlassen, war das für mich der letzte Anstoß, noch aktiver zu werden“, sagt sie. „Die Zukunft meiner Kinder ist so wichtig, dass es an der Zeit war, politisch tätig zu werden.“
Viele Georgier lebten in Armut. „Mütter, die ihre Kinder zur Schule schicken, wissen nicht, ob die Kinder an diesem Tag hungern werden oder nicht“, sagt Japaridze. „Unsere Bürger verdienen eine bessere, westliche, europäische Zukunft.“