Europas Fluggesellschaften schlagen Alarm! In einem Interview mit der WELT am Sonntag (gehört wie BILD zu Axel Springer) ledert Ryanair-Chef Michael O’Leary gegen die deutsche Bundesregierung.
Gleichzeitig macht die Lufthansa in einem Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66, CDU) auf die dramatische Lage des europäischen Luftverkehrs aufmerksam und bittet die beiden Spitzenpolitiker um Unterstützung.
Laut den Fluggesellschaften ein Riesen-Problem: die dramatisch sinkende Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Luftfahrt!
▶︎ Denn: Der Flugbetrieb in Europa ist vergleichsweise teuer, vor allem wegen Umweltauflagen, Regulierungen und hohen Steuern. Immer mehr Fluggesellschaften verlagern deshalb Flugzeuge und Logistik in Länder außerhalb der EU, wo der Flugbetrieb billiger ist und mehr Geld verdient werden kann. Europa verliert als Drehkreuz für Handels- und Passagierverkehr an Bedeutung.
Die Folgen in Deutschland und Europa: weniger Flüge, Streichung ganzer Strecken, Arbeitsplatzabbau und keine Investitionen mehr.
Ryanair-Chef spricht von deutscher „Arroganz“
Im WamS-Interview beklagt sich Ryanair-Chef Michael O’Leary über die deutsche Politik und macht die Bundesregierung für den massiven Abzug von Flugzeugen von deutschen Flughäfen verantwortlich.
O’Leary: „Ich habe Ihren Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt getroffen und einen Plan vorgelegt: Sie senken die Steuern und Gebühren, wir verdoppeln das Flugangebot in Deutschland binnen sieben Jahren“. Eine Antwort habe er nie erhalten, klagt der Ryanair-Chef.
Überdurchschnittlich hohe Standortkosten führen laut O’Leary dazu, dass sich Deutschland zu einem „Luftfahrt-Friedhof“ entwickelt. Er kündigte an, weitere Flugzeuge aus Deutschland in Märkte zu verlagern, in denen sie mehr Geld bringen. „Was wir brauchen, ist eine neue Regierung, die sich dem Wachstum verschreibt. Euer arroganter deutscher Weg ist f***ing over!“, so O’Leary.
Lufthansa schreibt Brandbrief an Scholz und von der Leyen
Der Brandbrief an Olaf Scholz und Ursula von der Leyen, der BILD vorliegt, stammt aus dem Aufsichtsrat der Deutschen Lufthansa AG.
Die Autoren warnen eindringlich: „Arbeitsplätze und Wertschöpfung werden in Gefahr geraten und drohen in Länder mit deutlich niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards verlagert zu werden“. Der europäische Luftverkehr verliere „dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit“, heißt es weiter.
Die Lufthansa-Forderungen an die Politik: Bürokratie abbauen, Klimapolitik überarbeiten, das Luftverkehrsabkommen zwischen der EU und Katar aussetzen und eine Antwort auf die Folgen der Luftraumsperren im Zuge des russischen Angriffskrieges finden, denn seit fast drei Jahren dürfen EU-Fluglinien den russischen Luftraum nicht mehr nutzen. Dies ist vor allem für Langstreckenflüge nach China, Japan und Südkorea ein Problem.
Der Appell an den Bundeskanzler und die EU-Kommissionspräsidentin lautet: „Ein fairer Wettbewerbsrahmen und die Interessen unserer Volkswirtschaften müssen bei der Ausrichtung der europäischen und nationalen Politik einen neuen Stellenwert erfahren – auch und besonders im Luftverkehr.“