Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Nach diesem Motto könnte sich die EU für die zweite Amtszeit des alten und neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump (78) rüsten.
In der EU-Kommission herrscht seit seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl helle Aufregung. Dort will man den Fehler von 2017 vermeiden, als man fast unvorbereitet in die erste Trump-Ära schlitterte. Nach BILD-Informationen blieb es nicht bei den warmen Glückwünschen, die Ursula von der Leyen (66, CDU) über den großen Teich schickte.
Schon das erste Telefonat Trumps mit von der Leyen dauerte länger als erwartet – eine knappe Viertelstunde. „Wir haben über Verteidigung und Ukraine, Handel und Energie gesprochen“, erklärte von der Leyen hinterher.
Brüssel sieht ermutigende Signale
► Auf mehreren Ebenen, so ein Insider, gibt es seither Gesprächskanäle zur künftigen Trump-Regierung. Und ermutigende Signale. Alles noch inoffiziell, denn die Gesetzgebung in den USA verbietet es dem Übergangsteam, verbindliche Absprachen zu treffen, solange der alte Präsident im Amt ist.
Für die zweite starke Frau in Brüssel, EU-Parlamentspräsidentin, die Malteserin Roberta Metsola (45), ist entscheidend, dass Europa jetzt eine „gleichberechtigte Haltung einnimmt“ und den USA klarmacht, dass eine „Win-win-Situation für alle“ möglich sei.
Trump müsse erkennen, dass sein „America First“ nur funktioniert, wenn er nicht nach dem Motto „America Only“ handelt, sagte sie diese Woche in kleiner, hochnervöser Runde.
► Was das konkret bedeutet, ließ Metsola zwar im Vagen. Doch in Brüssel pfeifen es die Spatzen längst von den Dächern: Die EU könnte den USA beispringen bei Trumps Plan, im Handelskonflikt mit China andere Saiten aufzuziehen – z.B. massive Zölle zu erheben. Im Gegenzug könnte die Union darauf pochen, dass Washington die Europäer bei der Unterstützung der Ukraine gegen Putins Invasion nicht (wie angedroht) alleine lässt.
Juncker warnt vor Pessimismus
Ironischerweise wären das gleich zwei schlechte Nachrichten für den Putin-Kumpel Viktor Orbán (61) – jenen EU-Politiker, der Trumps Wahlsieg am lautesten bejubelt hat. Sein Vetorecht bei der Ukraine-Unterstützung nutzt Orbán gern als Erpressungsinstrument, er hat sein Land am weitesten für China-Investoren geöffnet.
Ebenfalls im Interesse der USA: eine gemeinsame harte Linie gegen den Iran und die gemeinsame Unterstützung Israels bei der Verteidigung gegen seine Todfeinde. Mit dem Ausscheiden des bisherigen „Chefdiplomaten“ der EU, des notorischen Israel-Hassers Josep Borrell (77, spanischer Sozialist), dürfte in dieser Hinsicht vieles einfacher werden.
Und noch einer warnt vor Pessimismus, auch wenn er selbst nicht die besten Erinnerungen an Trumps erste Amtszeit hat: Ex-EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker (69). Anders als von manchen Medien dargestellt, sei der Westen keineswegs „am Ende“. Juncker: „Wir können stolz sein auf das, was wir seit dem Zweiten Weltkrieg geschafft haben.“