Kreml-Tyrann Wladimir Putin (72) mag seinen Erzfeind Alexej Nawalny (†47) getötet haben. Doch Nawalnys Willen konnte er nicht brechen.
Das zeigt das Buch des russischen Oppositionellen: 560 Seiten Leidenschaft, Mut – und Leid. Auszüge wurden u. a. im „Times Magazine“ veröffentlicht.
Seit 2020, nach einem Giftanschlag und anschließendem Krankenhausaufenthalt in der Berliner Charité, hatte Nawalny an dem Buch gearbeitet („Patriot“, 28 Euro, ab 22. 10.) – bis zu seinem gewaltsamen Tod am 16. Februar in einem russischen Straflager.
Nawalny über …
Seine Gesundheit
► 1. April 2021: „Der erste Tag meines Hungerstreiks ist ein Tag wie jeder andere. Gestern hat diese Bande von Bastarden das Trinkwasser abgestellt (…).“ 93 Kilo habe er bei seiner Inhaftierung gewogen, zu Beginn seines Hungerstreiks nur noch 85.
► 7. April 2021: „Übrigens, ich habe immer noch kein Sixpack.“ Er wiege jetzt so viel wie als Teenager, 79 Kilo. Sein Körperfettanteil sei „auf 3 Prozent gesunken“, trotzdem sei „noch nichts von Bauchmuskeln zu sehen“.
Die Versuche, ihn zu brechen
► 2. April 2021: „Ich ging in die Kantine, aber natürlich habe ich kein Essen bekommen. (…) Ein furchtbar schlauer Sergeant versuchte, mich zu überreden, mich anzustellen, Essen zu holen, (…) und es anderen zu geben.“
► 19. April 2021: „Ich habe keine Kraft, etwas zu schreiben (…)“
Dann: „Zuerst musste ich meine Sachen zum Sammelplatz schleppen und eine unerträglich lange Durchsuchung über mich ergehen lassen (…) und ich habe 19 Tage nichts gegessen. Ich war so leblos, dass ich einer Glukoseinfusion nicht widerstehen konnte.“
Besuche seiner Frau Yulia im Knast
► 2. April 2021: „Ich habe gleich zwei Briefe von Yuliashka [seiner Frau] bekommen (…) Sie denkt, ich hätte hier einen Nachttisch (…).“
► 24. Juli 2021: „Ich hasse Glas. Seit sechs Monaten sehe ich dich nur durch Glas. (…) Natürlich machen wir bei Besuchen das klassische Ding (…), wenn jeder seine Hand an das Glas auf seiner Seite drückt (…). Es ist schön, aber wir berühren immer noch nur Glas.“
Und: „Ich bete dich an, ich vermisse dich. (…). Was das Glas betrifft, werden wir es früher oder später durch die Wärme unserer Hände zum Schmelzen bringen. (…) Ich liebe dich.“
Sein Vermächtnis
Bis zuletzt blieb Nawalny stark – und hat seinen Humor nicht verloren.
► 21. Oktober 2021: „Die Gründe (…) für das Schreiben dieses Buches mögen übertrieben dramatisch klingen, und wenn alles schlecht ausgeht, wird dies der Punkt sein, an dem meine emotionaleren Leser eine Träne vergießen könnten. (Oh mein Gott, er konnte das alles kommen sehen. Stellen Sie sich vor, wie sich das angefühlt haben muss!)“
Das Buch werde sein Denkmal, „wenn sie mich schließlich umbringen“.
Und weiter, sarkastisch: „Seien wir ehrlich: Wenn ein finsterer Mordanschlag mit einer chemischen Waffe, gefolgt von einem tragischen Tod im Gefängnis, kein Buch verkaufen kann, ist es schwer vorstellbar, was es sonst könnte. Der Autor des Buches wurde von einem schändlichen Präsidenten ermordet. Was könnte die Marketingabteilung mehr verlangen?“