Bei der traditionsreichen „Washington Post“ hängt der Haussegen schief: Die älteste Zeitung der US-Hauptstadt streitet sich um eine Karikatur, deren Druck von der Redaktion verhindert wurde. Die abgelehnte Zeichnung zeigte ausgerechnet den Eigentümer des Blattes: Amazon-Gründer Jeff Bezos (60).

Wollten die Journalisten der Zeitung ihren Geldgeber schonen? Diesen Eindruck erweckt die Zeichnerin der Karikatur, die Pulitzer-Preisträgerin Ann Telnaes (64). Sie warf nach der Entscheidung ihren Job bei der „Washington Post“ hin – nach 16 Jahren.

Das war in der abgelehnten Karikatur zu sehen

„In all dieser Zeit wurde noch nie eine Karikatur gekillt, nur weil ich mich entschieden hatte, auf wen oder was ich meinen Stift richte. Bis jetzt“, schrieb sie am Samstag in einer hitzigen Stellungnahme. Zwar habe es auch in der Vergangenheit Fälle gegeben, in denen Skizzen abgelehnt wurden – aber nie wegen der Aussage der Zeichnung. „Das ist ein Wendepunkt und gefährlich für eine freie Presse“, schreibt sie.

Der abgelehnte Cartoon zeigte Meta-Boss Mark Zuckerberg (40) und Bezos mit prall gefüllten Geldsäcken, die am Fuße einer Statue von Bald-US-Präsident Donald Trump (78) knien. Sie habe damit kritisieren wollen, wie Tech-Bosse Trump umgarnen, so Telnaes. Die beiden Milliardäre hatten zuletzt – wie andere – jeweils eine Million Dollar für die Feierlichkeiten rund um Trumps Amtseinführung am 20. Januar gespendet. Kürzlich zog auch Apple-Chef Tim Cook (64) nach.

Zeitung widerspricht der Karikaturistin

David Shipley (61), Redakteur im Meinungsressort der Zeitung, widerspricht der Darstellung der Zeichnerin: „Nicht jedes redaktionelle Urteil ist Ausdruck einer bösartigen Macht.“ Er habe sich gegen die Karikatur entschieden, weil andere Kolumnen dasselbe Thema aufgriffen. Er habe Wiederholungen vermeiden wollen.

Die „Washington Post“ gehört Multimilliardär Bezos seit 2013. Dieser versicherte zuletzt, keine persönlichen Interessen bei dem Medium zu verfolgen. Gleichwohl hatte er sich laut Berichten eingeschaltet, als die Zeitung vor der US-Wahl eine Empfehlung für die Demokratin Kamala Harris (60) veröffentlichen wollte. Bezos fand demnach, dass sich das Blatt stattdessen überhaupt nicht positionieren solle.